Von Marcus Jürgensen

Schwarzenbek.
Der Krieg kam am 18. April 1945 nach Schwarzenbek: Die Bewohner des Ortes hatten zwar bereits 1943 die Rauchwolken des brennenden Hamburg gesehen, doch war Schwarzenbek selbst bis dahin von Angriffen verschont geblieben. Zwischen dem 18. April und dem 3. Mai 1945 starben jedoch bei Tieffliegerangriffen, Artilleriebeschuss und Bombardierungen 19 Menschen. Getroffen wurde unter anderem die alte Marktschule am Markt und die Fabrikgebäude von Bauer & Schaurte (heute LMT-Group).

Der letzte öffentliche Auftritt der NSDAP fand kurz vor dem Einmarsch der britischen Truppen statt: Zur Beerdigung eines Parteifunktionärs erschienen alle noch einmal in der braunen Uniform. Es gab eine markige Rede, in der vom Endsieg die Rede war.

Bereits am 30. April 1945 besetzten britische Truppen den Ort - ohne Gegenwehr. Allerdings wurde auch keine weiße Fahne als Zeichen der Kapitulation gehisst. Im Rathaus übergab Ortsbauernführer Heinrich Wischmann anstelle des damaligen Bürgermeisters Bernhard Meier den Ort an die englischen Soldaten.

Wenige Tage zuvor hatte eine Gemeindemitarbeiterin die Akten der NSDAP verbrannt. Die Briten ernannten den ehemaligen Schulleiter August Schlottmann (1871-1964) zum Bürgermeister. Der bereits 73-Jährige gab das Amt jedoch schon Ende des Monats aus Altersgründen wieder ab: Neuer Amtsleiter wurde Heinrich Timm (1882-1964). Der Bankkaufmann hatte bereits 1920/21 und von 1933 bis 1935 die Gemeinde geleitet. Er blieb bis 1949 im Amt.

(siehe Kasten)
Etwa 100 Schwarzenbeker sind im Verlauf des Zweiten Weltkriegs als Soldaten gefallen. Auch nachdem die etwa 2000 Zwangsarbeiter das Lager an der Grabauer Straße verlassen hatten, stand es nicht leer: Mehr als 2000 Flüchtlinge aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nahm die Gemeinde bis 1946 auf. Darunter auch einen ehemaligen Wärter aus dem KZ Auschwitz: Der gebürtige Litauer Anastas Lipsys versuchte seine Taten zu verschleiern und wanderte nach Amerika aus