Von Marcus Jürgensen

Schwarzenbek.
Zwei Monate ist Herbert Weihmann durch Südindien gereist und hat die Heime der Patengemeinschaft Sahms besucht. Jetzt ist der Ex-Schwarzenbeker zurück in Deutschland und hat einen Bericht verfasst. Wie nach jeder Inspektionsreise. Doch so ausführlich wie sonst fällt der diesmal nicht aus. Der Grund: Weihmann wurde auf seiner Reise permanent durch dem Innenministerium unterstellte Polizeidienststellen, ähnlich dem deutschen Staats- oder Verfassungsschutz, überwacht. Doch nicht nur die Aktivitäten des Vereins in Indien werden kontrolliert, auch deren deutsche Internetseite wird von den indischen Behörden ausgewertet.

Diese Kontrolle betreffe generell ausländische Nicht-Regierungsorganisationen (NGO's), so Weihmann: "Die Befürchtung der indischen Regierung ist offenbar, dass indische Umwelt- oder Anti-Atomgruppen mit Geld aus dem Ausland unterstützt werden. Die verstehen einfach nicht, dass unsere Gelder nur Verwendung finden, um sozial Schwachen zu helfen." Mit Kommentaren und Einschätzungen hält sich der 67-Jährige in seinem Bericht für die Paten deshalb zurück.

Weihmann berichtet aber noch von einem weiteren Problem: 1989 hat Indien die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und 2000 und 2006 entsprechende Gesetze zum Kinderschutz erlassen. Seit 2011 werden die nun auch umgesetzt, offenbar als Reaktion auf die zahlreichen Vergewaltigungen junger Frauen. Deshalb müssen Mädchenheime jetzt von einer sieben Fuß (2,20 Meter) hohen Mauer umgeben sein. Die Verordnung schreibt aber auch "napkin-burner" vor: Weibliche Hygieneartikel dürfen nicht im Müll landen, sondern müssen in einem elektrischen Ofen verbrannt werden. Weihmann: "Der neueste Schrei auf dem indischen Markt des Überflüssigen und Paradoxen." Immerhin kostet so ein Verbrennungsofen umgerechnet 500 Euro.

Das Problem von Weihmann und seinen indischen Mitarbeitern ist: Für die Durchsetzung der Verordnungen sind sogenannte Distriktkomitees zuständig, die je nach Region mit sich reden lassen oder nicht: So reichte es in Mylaudy aus, Jungen- und Mädchenheime räumlich zu trennen und mit einem Zaun abzugrenzen. Im Wayanad-Gebirge erlaubt das dortige Komitee sogar, neun Waisenjungen im Mädchenheim zu behalten, weil diese noch sehr jung sind.

Für Sonntag, 17. Mai, lädt der Verein Spender und Sponsoren zu seinem alljährlichen Patentreffen nach Sahms ein. Es beginnt um 14 Uhr mit einem Gottesdienst an der Andreas-Kirche. Um 15 Uhr berichtet Weihmann im benachbarten Johannes-Claudius-Haus, Hauptstraße 29, in einem Dia-Vortrag über seine Inspektionsreise und beantwortet Fragen.