Canis lupus: Wolfsrudel gibt es nur in Gefangenschaft - Streng geschützte Art

Der Wolf (Canis lupus) ist zurück in Norddeutschland, auch im Herzogtum Lauenburg haben sich einige Tiere angesiedelt. Nachdem aus der Gegend um Schwarzenbek zahlreiche Wolfssichtungen gemeldet worden waren, berichtete nun auch ein Wanderer über eine Wolfsbegegnung auf dem Elbwanderweg zwischen Geesthacht und Lauenburg. Seit jeher ranken sich um den Wolf zahlreiche Legenden und Mythen. Hier einige Fakten zu dem vierbeinigen Raubtier.

Biologie

Das Säugetier Wolf gehört zur Ordnung der Raubtiere (Carnivora), beziehungsweise der Familie der Hundeartigen (Canidae). Ein ausgewachsener männlicher Wolf (Rüde) ist mit einer Schulterhöhe von 60 bis 90 Zentimetern etwas größer als ein Deutscher Schäferhund. Fähen (Weibchen) sind etwa 15 bis 20 Prozent kleiner als Rüden. Ein ausgewachsenes Tier bringt zwischen 30 und 35 Kilogramm auf die Waage. Ausnahmen können auch schwerer werden: "Ich hatte einmal ein Tier auf dem Tisch mit 42 Kilogramm", sagt Claudia Szentiks. Die Fachtierärztin für Pathologie untersucht für das Leibniz-Institut für Zoo- und Wildtierforschung in Berlin Wolfskadaver aus ganz Deutschland auf Krankheiten und Todesursache.

Sozialverhalten

In der Zeit zwischen Januar und März (Ranzzeit) pflanzen sich Wölfe fort. In der Regel leben die Tiere in monogamen Beziehungen, es sei denn, einer der Partner stirbt. Pro Jahr bringt eine gedeckte Wölfin einen Wurf mit vier bis sechs Welpen zur Welt, meistens um den 1. Mai herum. In freier Wildbahn leben und jagen Wölfe in einem sogenannten Familienverband: Dieser besteht aus den beiden Elterntieren sowie den ein- und zweijährigen Jungtieren. Spätestens nach zwei bis drei Jahren machen sich die Jungtiere mit dem Einsetzen der eigenen Geschlechtsreife auf die Suche nach einem eigenen Revier. "Wolfsrudel mit einem Alpha-Männchen, einem Alpha-Weibchen und mehreren erwachsenen Wölfen gibt es nur in Gefangenschaft, wenn die jungen Wölfe nicht in ein neues Revier abwandern können", sagt Szentiks. Auch beim Fressen gebe es - anders als bei anderen Raubtieren, wie zum Beispiel in einem Löwenrudel - keine Rangordnung. Wölfe werden zwischen zehn und 13 Jahre alt, in Gefangenschaft wurde ein Tier auch einmal 18 Jahre alt.

Nahrung

Um genügend Nahrung zu finden, durchstreift der Wolf ein entsprechend großes Jagdrevier. "Ein ausgewachsenes Tier benötigt je nach Größe und Eigengewicht pro Tag rund fünf Kilogramm Fleisch", sagt Dirk Hadenfeldt, Wolfsbetreuer und Jäger im Kreis Herzogtum Lauenburg. In Deutschland hat ein solches Revier einen Radius von ungefähr 250 Kilometern. "In Alaska zum Beispiel, wo die Nahrungsdichte wesentlich geringer ist, sind die Reviere deutlich größer", so Szentiks.

Wichtigster Bestandteil der Nahrung seien Schwarz- und Rotwild. Bei jungen Wölfen würden aber auch Mäuse auf dem Speiseplan stehen. "Die Mäusejagd dient aber auch als Training, um den Jagdinstinkt zu verbessern", so die Berliner Veterinärmedizinerin. Auch wenn Wölfe lieber frisch gerissene Beute bevorzugen, würde im Notfall ein Wolf auch zum Aasfresser.

Wolf und Mensch

Nachdem der Mensch den Wolf in Deutschland ausgerottet hat, siedeln sich seit einiger Zeit immer mehr Tiere im Norden wieder an. Dabei sind Zusammentreffen in einem so dicht besiedelten Lebensraum natürlich nicht auszuschließen. In der Nähe von Mölln wurde Wolfsbeobachter Hadenfeldt zu einer Schafsherde gerufen, in der ein einzelner Wolf gerade dabei war, mehrere Nutztiere zu reißen. In Brandenburg versuchte ein Wolf Kälber zu reißen. Auch durch lautes Zurufen ließ er sich nicht vertreiben (wir berichteten). Auch der Wolf auf dem Elbwanderweg ließ sich durch laute Geräusche - kräftiges Singen - nicht verscheuchen. Experten gehen davon aus, dass sich diese verhaltensauffälligen Tiere bereits an Menschen gewöhnt haben. "Es gibt Berichte, dass einige Wölfe auf Truppenübungsplätzen angefüttert werden", sagt Szentiks. Allerdings geht die Fachtierärztin noch von keiner großen Gefahr für Haus- und Nutztiere aus: "Der Anteil von Haussäugetieren in der Nahrung der untersuchten Wolfsmägen liegt unter einem Prozent."

Auch bei den Wildtieren im Wald spiele die Wiederkehr des Wolfes bisher keine große Rolle. Szentiks: "Da ist der Wolf noch weit entfernt, regulativ einzugreifen." Nicht nur deswegen darf der Wolf nicht einfach gejagt werden: "Der Wolf ist eine streng geschützte Art nach Washingtoner Artenschutzabkommen, Berner Konvention und der europäischen Naturschutzrichtlinie (FFH-Richtlinie). Auch das Bundesnaturschutzgesetz schützt den Wolf", sagt Nicola Kabel, Sprecherin im Kieler Umweltministerium.

Trotzdem ist der Mensch immer noch gefährlich für den Wolf: Am 10. März wurde ein Tier auf einer Landstraße nahe Bordesholm (Kreis Rendsburg-Eckernförde) angefahren, es starb später an seinen Verletzungen. Bereits 2007, 2013 und 2014 wurde jeweils ein Wolf in Schleswig-Holstein überfahren. Die Unfälle ereigneten sich auf der Bundesstraße 76 bei Süsel (Kreis Ostholstein), auf der A 1 zwischen Bargteheide und Ahrensburg (Kreis Stormarn) und auf der A 24 bei Witzhave.

Wolfsspuren

Da Wölfe eigentlich scheue Tiere sind, sind sie nur schwer in der freien Natur zu finden. Die meisten Wolfssichtungen werden mit einer Fotokamera gemacht. Ein Bewegungsmelder steuert den Auslöser einer Infrarotkamera. Doch manchmal stoßen Spaziergänger im Wald auf Wolfsspuren: "Wenn ein Wolf läuft, dann schnürt er", erklärt Hadenfeldt. Bei diesem kraftsparenden Trab setzt der Wolf die Hinterpfote in den Abdruck der Vorderpfote derselben Körperhälfte. Doch auch diese Spuren sind selten zu finden.