Asylbewerber: Mehr als 100 Flüchtlinge erwartet - Wohnungslage entspannt sich ab April

Der lauenburgische Kreistag hat am Donnerstagabend einen Antrag der Grünen zur Einrichtung einer kreisweiten Willkommenskultur abgelehnt und in den Sozialausschuss verwiesen. Eine Entscheidung, die Schwarzenbeks Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig sehr bedauert: Sie wünscht sich gerade eine Vernetzung der zahlreichen runden Tische, die sich im Kreis ehrenamtlich um Flüchtlinge und Asylbewerber kümmern.

"Wir müssen ja nicht überall das Rad neu erfinden", sagt die Verwaltungschefin: Wenn es irgendwo bereits in verschiedene Sprachen übersetzte Willkommensbroschüren gebe, könnte man diese doch untereinander austauschen. Mehr als 100 Personen muss die Stadt in diesem Jahr zusätzlich zu den bereits 71 in Schwarzenbek lebenden Flüchtlingen aufnehmen und mit Wohnraum versorgen. Dank einer Gesetzesänderung ist diese Zahl zum 1. März noch einmal gestiegen: Weil das Jobcenter jetzt zehn Menschen betreut, werden diese nicht mehr dem städtischen Kontingent zugerechnet. "Sie behalten aber natürlich die Wohnungen, die wir ihnen vermittelt haben, und leben weiterhin in der Stadt", kritisiert Borchers-Seelig diese Zählweise.

Seit Freitag leben fünf neue Asylbewerber in der Stadt: Der Kreis brachte sie mit einem Kleinbus aus der Gemeinschaftsunterkunft in Gudow direkt ins Rathaus. Gemeinsam mit Sprachmittlern der Arbeiterwohlfahrt (Awo), die im Auftrag des Kreises im Südkreis die Betreuung übernommen hat, brachten Sozialamtsmitarbeiter sie zunächst in einem Hotel unter. Ab April stehen für die Neubürger dann Wohnungen zur Verfügung.

Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer sieht deshalb auch einen Lichtstreif am Horizont: Neben zahlreichen Bewerbungen auf die neue Stelle eines Koordinators für die Unterbringung von Flüchtlingen (wir berichteten) gibt es mittlerweile auch viele Angebote von Wohnungsgesellschaften und privaten Vermietern. Auch der Ankauf einer Immobilie durch die Stadt entwickelt sich positiv, sodass sich die Wohnsituation ab April deutlich entspannen dürfte. "Wenn es so weitergeht, haben wir bis Mitte des Jahres die Hälfte der uns avisierten Flüchtlinge dezentral untergebracht. Und die andere Hälfte schaffen wir dann auch noch", so Scheerer.

Im April soll es dann auch eine Willkommensrunde mit den Neubürgern und ehrenamtlichen Helfern des runden Tisches geben. Geplant ist, dass die Flüchtlinge bei den regelmäßigen Treffen Ansprechpartner für die Probleme des Alltags finden. Zunächst waren die Helfer davon ausgegangen, dass sie die Adressen der Flüchtlinge erhalten und diese direkt besuchen würden. "Das", so Borchers-Seelig, "geht allein schon aus Gründen des Datenschutzes nicht." Das nächste Treffen des runden Tisches ist am Mittwoch, 1. April, um 19 Uhr im Festsaal des Rathauses. "Bürger, die helfen wollen oder Ideen haben, sind jederzeit willkommen", so die Bürgermeisterin. Weitere Infos gibt es bei Scheerer unter (0 41 51) 88 11 21.

Am Dienstag, 17. März, beschäftigt sich auch der Haupt- und Planungsausschuss (Rathaussaal, 18.30 Uhr) mit der Situation der Asylbewerber. Um schnell Lösungen zu finden, werden künftig auch immer die Vorsitzenden der übrigen Ausschüsse zu dessen Sitzungen eingeladen.