Bürgerinitiative setzt auf leisere Züge durch neue Technik und Bebauungspläne

Nicht weit entfernt donnern Güterzüge vorbei, während die vor zwei Jahren gegründete "Bürgerinitiative gegen den Bahnlärm" ihr neues Banner montiert. "Lärm macht krank. Stoppt den Bahnlärm in Schwarzenbek", steht auf dem wetterfesten Transparent, das der Hagebaumarkt gestiftet hat. Es hängt jetzt dauerhaft nahe der Kreuzung Möllner Straße/Kerntangente.

"Wir lassen nicht locker", verkündet Gerda Matzat, eine der Initiatoren. Wenige Tage zuvor hat Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) verkündet, dass laute Güterwaggons ohne neue Flüsterbremsen von 2020 an nicht mehr auf dem deutschen Schienennetz fahren dürfen. Ein entsprechendes Gesetz wird vorbereitet. Bahnchef Rüdiger Grube verkündete bereits, dass die Deutsche Bahn AG bis Jahresende 20 000 statt der bisher geplanten 14 500 Waggons mit leiseren Bremsen ausstatten will. Deshalb sollen die herkömmlichen Grauguss-Bremsen jetzt durch Beläge aus einem Verbundstoff ersetzt werden. Diese rauen die Laufflächen der Waggon-Räder nicht mehr auf. Dadurch werden die Züge insgesamt leiser - nicht nur beim Bremsen (siehe Kasten).

Die Bürgerinitiative begrüßt diesen Schritt für eine leisere Zukunft. Sie selbst will allerdings keinesfalls leiser werden. "Wir Anwohner der Straße Im Winkel merken sehr deutlich, welche Züge leise Bremsen haben. Aber es gibt noch viele weitere Kritikpunkte", sagt Gerda Matzat, Vertreterin der "Winkelaner". Viele Bahn-Anwohner, unter anderem in der Rülau, kritisieren, dass ein Unterschied zwischen alten und neuen Wohngebieten gemacht wird. "In neu ausgewiesenen Wohngebieten dürfen die Züge am Tag einen Lärm von durchschnittlich 55 Dezibel verursachen, in alten 59. Nachts dürfen es in neuen Wohngebieten 40 Dezibel sein, in alten 49", sagt Matzat: "Die Differenz hört sich nicht groß an, aber der Unterschied ist gewaltig."

Drei Dezibel bedeuten eine Verdopplung der Schallenergie, zehn Dezibel eine Verzehnfachung. 40 bis 60 Dezibel ist normale Gesprächslautstärke. 60 bis 80 Dezibel erreicht ein lautes Gespräch, oder ein vorbeifahrendes Auto. Je nach Standort und Geschwindigkeit erreicht ein Zug bis zu 85 Dezibel.

Für das Areal "Im Winkel" gelten weit schlechtere Werte, weiß Matzat, maximal 64 Dezibel seien zulässig. Grund: Für diesen Bereich besteht kein B-Plan, daher gilt er nicht als Wohn- sondern als ein Mischgebiet, in dem etwa auch manche Formen von Gewerbe oder in Dörfern Tierhaltung zulässig sind.

Die Anwohner fordern, dass ein Bebauungsplan aufgestellt und das Gebiet darin ausdrücklich als Wohngebiet eingestuft wird. Eine Unterschriftensammlung hat Gerda Matzat Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig während der Einwohnerversammlung Mitte Februar bereits übereicht (wir berichteten).