Soziales Lernen: Schüler hospitieren in Altersheimen

Obwohl sie darauf vorbereitet wurde, war Janina Weiß an ihrem ersten Tag im Altersheim dennoch geschockt: "Dass die Bewohner so alt und einige so dement sind, hat mich doch sehr berührt. Schließlich werde ich irgendwann vielleicht auch mal so sein", sagt die 15-Jährige. Berührt war auch Mitschülerin Miriam Rühl (16): "Eine Bewohnerin hat mir erzählt, wie sie ihren Mann kennengelernt hat. Da sind mir die Tränen gekommen."

Die beiden Schülerinnen der Gemeinschaftsschule Schwarzenbek haben im zehnten Schuljahr den Wahlpflichtunterricht (WPU) "Soziales Lernen" gewählt. Gemeinsam mit neun weiteren Mädchen und fünf Jungen betreuen sie für jeweils eine Stunde pro Woche Senioren: Sie spielen mit den Bewohnern, hören sich deren Geschichten an, lesen vor und erklären auch schon mal, wie ein Smartphone funktioniert. Askanierhaus, Alte Oberförsterei und die Seniorenresidenz St.-Franziskus, die seit einem Jahr durch einen Kooperationsvertrag mit der Schule verbunden ist, beteiligen an dem Projekt.

"Mit dem Vertrag haben wir unserer Beziehung nur einen offiziellen Rahmen gegeben", sagt Heimleiterin Bärbel Raithel: Bereits seit acht Jahren hospitieren Gemeinschaftsschüler in der Seniorenresidenz. Obwohl sich einige Schüler anschließend auch für den Beruf des Altenpflegers entschieden haben, ist dies nicht das Ziel des Kursus. "Das Ziel ist, soziale Kompetenz zu erlernen", sagt Lehrerin Renate Günther.

Und noch etwas vermittelt der Unterricht: Standfestigkeit. "Im Altersheim zu helfen, ist nicht so 'in' wie Computer- oder Technik-Kurse", so die Pädagogin. Es mache sich in der anstehenden Bewerbung um einen Ausbildungsplatz aber gut. Dafür erhalten die Schüler am Ende ein Zertifikat der Einrichtung. Miriam Rühl kann dies gut gebrauchen: "Ich möchte später zwar nicht im Altersheim, aber in einer Kindertagesstätte arbeiten", sagt die 16-Jährige.