Platznot: Schwierige Suche nach Immobilien - Gesetzesänderung belastet die Stadt

Hilfsbereitschaft und Ängste -dieses Spannungsfeld skizzierte Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig mit Blick auf die wachsenden Flüchtlingsströme am Donnerstagabend auf der Einwohnerversammlung im Festsaal des Rathauses. Aktuell sind in der Europastadt 77 Asylbewerber und Flüchtlinge dezentral untergebracht. "81 Menschen sollen wir aufnehmen, damit haben wir die Quote praktisch erreicht. Allerdings wissen wir noch nicht, wie viele Flüchtlinge in diesem Jahr zu uns kommen. Kreisweit werden es nach aktuellen Schätzungen 1500 sein", sagte die Verwaltungschefin.

Allerdings wird es eine immer größere Herausforderung, Wohnraum zu finden. "Die Situation ändert sich jeden Tag. Wir wollen aber bei der dezentralen Unterbringung bleiben. Container sind ohnehin nicht zu bekommen, Pläne für eine Gemeinschaftsunterkunft haben wir nicht", sagte Bauamtsleiter Ralf Hinzmann.

Größere Anbieter wie beispielsweise die Gagfah (hat mittlerweile mit der Deutschen Annington fusioniert) wollen laut Borchers-Seelig keinen weiteren Wohnraum zur Verfügung stellen. Deshalb ist die Stadt auf Immobiliensuche. "Das sorgt bei Nachbarn mitunter für Verunsicherung. Aber wir werden die Anwohner sofort informieren, sobald wir einen Kauf tätigen oder Wohnraum anmieten", so die Bürgermeisterin. Mit frühzeitiger Information wolle sie Fällen wie dem Anschlag in Escheburg vorbeugen. Allerdings bringe es nichts, die Anwohner zu informieren, solange die Gespräche mit den Eigentümern noch liefen. "Mitunter springen uns Verhandlungspartner wieder ab. Dann hätten wir durch die Information an die Nachbarn nur unnötig für Unruhe gesorgt", sagte die 54-Jährige.

Allerdings sind die Wohnungen nicht das einzige Problem. Zum 1. März wird das sogenannte Asylbewerberleistungsgesetz geändert. "Jeder, der ein Bleiberecht oder den Asylbewerberstatus bekommt, wird automatisch von der Stadt ans Jobcenter weitergereicht, weil er dann arbeiten darf", so Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer. Für die Stadt bedeutet das, dass die Kosten für Unterbringung und Erstversorgung bei der Kommune bleiben, der Asylbewerber dann aber statistisch aus der Zahl der aufzunehmenden Flüchtlinge und Asylsuchenden herausfällt. "Bei uns geht es aktuell um etwas mehr als zehn Menschen", so Scheerer. Diese müssten dann zusätzlich bei der nächsten Zuweisung von Flüchtlingen aufgenommen werden.

Ungebrochen ist dagegen die Hilfsbereitschaft. Der Runde Tisch hilft den Flüchtlingen, über den Rot-Kreuz-Markt von Margret Dieckmann können auch Sachspenden für Flüchtlinge entgegengenommen werden. Wer Hilfsgüter spenden möchte, erreicht Margret Dieckmann unter Telefon (0151) 17 15 66 35.

Kundgebung

Bürgervorsteher Konrad Freiberg appelliert an die Schwarzenbeker, zur Solidaritätskundgebung gegen den Anschlag in Escheburg zu kommen. Sie beginnt am Sonntag um 18 Uhr auf der Freifläche Am Soll in Escheburg.