Fundtier: Dank eines Fotos in unserer Zeitung ist Kater “Krümel“ wieder zu Hause

"Wenn du sprechen könntest, was würdest du uns wohl erzählen?", hält Stephanie Schlüter Zwiesprache mit ihrem acht Jahre alten Kater "Krümel". Die 54-Jährige lässt das Tier auf ihren Schoß springen und schmust mit ihm. Schlüter kann ihr Glück kaum fassen. Schließlich war "Krümel", ein Main-Coon-Kater, viereinhalb Monate verschollen. Bis zu einem unglaublichen Zufall.

Die Verwaltungsfachangestellte blätterte vergangenen Donnerstag durch unsere Zeitung und mochte ihren Augen kaum trauen: Auf der Schwarzenbek-Seite blickte sie von einem Foto zum Artikel über das Tierheim an der Feldstraße "Krümel" an. "Ich habe gedacht, ich bekomme eine Herzattacke", beschreibt Schlüter diesen Moment. Kollegen verglichen ältere Fotos mit der aktuellen Aufnahme. Stephanie Schlüter wurde bestärkt: "Du musst da hin."

Die Katze war in der Nacht zum 1. September vom Grundstück in Woltersdorf verschwunden. Tierliebhaberin Schlüter setzte alle Hebel in Bewegung, um ihren Schatz wiederzubekommen, fragte in der Nachbarschaft herum, telefonierte Tierheime ab, schaltete Zeitungsannoncen und machte Aushänge. "Selbst ein Nachbar, eher ein Hundeliebhaber, ist losgefahren, um eine Anzeige aufzugeben", berichtet Stephanie Schlüter. Trotzdem befürchtete sie das Schlimmste: "Ich habe nur noch geweint."

Was "Krümel" zuletzt durchlebte, ist unklar. Fest steht, dass er Ende Oktober im rund 20 Kilometer entfernten Kasseburg wieder auftauchte. "Das Tier streunte vor dem Haus einer Frau herum", berichtet Gabriele Möller, Leiterin des Schwarzenbeker Tierheims, "sie hat ihm Futter hingestellt und Zettel über das herrenlose Tier ausgehängt." Schließlich brachte sie den abgemagerten Streuner am 11. Dezember ins Tierheim.

Der Neuzugang avancierte zu einem der Lieblinge der Belegschaft. Dann meldete sich nach dem Bericht unserer Zeitung Stephanie Schlüter - und beschrieb detailgetreu "Krümels" Eigenheiten: Maserung, Zähne, Angst vor bestimmten Dingen - alles stimmte. Am Sonnabend holte Frauchen ihren Liebling schließlich ab.

Nun ist der Main-Coon-Kater wieder zu Hause und fand sich sofort wieder zurecht mit Klappe, Klo und Fressnapf. "Krümel" muss sich aber auch mit Änderungen arrangieren. Neben seiner Freundin "Jana", einer acht Jahre alten Hauskatze, lebt nun noch eine weitere Katze unter dem Dach der Schlüters: "Lizzy". Die dreijährige Heilige-Birma-Katze kam einige Tage, nach "Krümels" Abgang zufällig ins Haus. "Mitten in der Nacht klingelte es an der Haustür, und der Jäger hatte das Tier im Arm, weil er dachte, es wäre ,Krümel'. Wir haben ,Lizzy' dann behalten." Noch verstehen sich der Rückkehrer und die Neue nicht hundertprozentig - aber sie arbeiten dran.

Damit Stephanie Schlüter Derartiges nicht noch einmal erleben muss, wird sie ihre Katzen nachts nicht mehr rauslassen. "Ich glaube, dass ,Krümel' damals von Dieben mit Lockmitteln geködert wurde und später vermutlich entkam", mutmaßt die 54-Jährige, die sich unbedingt noch mit einem Blumenstrauß bei der Finderin in Kasseburg bedanken will.