Kinderbetreuung: Der Alltag der Tagesmutter Anke Jensen

"Ich will naschen", sagt Jan und greift eine Weintraube. In Anke Jensens Küche ist gerade das zweite Frühstück angesetzt: Jan, Noah und Eloise (alle zwei Jahre alt) sitzen an einem kleinen Tisch, zupfen Trauben ab, pulen Mandarinen und schneiden Bananen in kleine Stücke. Als die 32-Jährige auch noch Joghurt bringt, geht ein Leuchten über das Gesicht der kleinen Eloise: Die Handhabung des Löffels ist zwar noch schwierig, doch Joghurt ist eine ihrer Lieblingsspeisen.

Jensen ist eine von 16 Tagesmüttern in Schwarzenbek: Zwischen 7 und 8 Uhr liefern die Eltern die drei Kleinkinder am Hans-Koch-Ring ab. Jensens eigene Kinder (drei und fünf Jahre alt) sind dann schon in der Kita: "Ich finde es wichtig, dass Kinder ab dem dritten Lebensjahr in der Kita sind, weil sie so noch mehr soziale Kontakte haben. Für die kleineren Kinder finde ich einen familiären Rahmen jedoch besser." Seit 2013 ist die gelernte Krankenschwester Tagesmutter: "Ich hätte zurück in den Schichtdienst gemusst. Das hätte nicht gepasst und so habe ich nach Alternativen gesucht, um Familie und Beruf verbinden zu können."

Wer als Tagesmutter arbeiten möchte, muss sich qualifizieren: 160 Stunden Theorie und 40 Praxis-Stunden absolvierte Jensen bei der Evangelischen Familienbildungsstätte, die wie ihr Pendant in Ratzeburg derartige Kurse anbietet. "Die Theoriestunden waren abends oder am Wochenende. Da konnte mein Mann auf unsere Kinder aufpassen. Beim Praktikum konnte ich sie mitbringen", sagt Jensen.

Nach knapp zwei Jahren als Tagesmutter ist die 32-Jährige nach wie vor begeistert von ihrer Arbeit: "Es macht Freude zu sehen, wie die Kinder sich entwickeln." Für Menschen mit Interesse und Gespür für Pädagogik sei der Job ideal: "Es gibt regelmäßige Fortbildungen. Auch das genieße ich sehr." Vier Euro pro Stunde kostet im Durchschnitt die Betreuung eines Kindes bei einer Tagesmutter. Einkommensschwache Familien werden vom Kreis und teilweise den Gemeinden bezuschusst.

Zuständig für die 128 Tagesmütter im Kreisgebiet ist der Diplom-Sozialpädagogen Klaus Riemann vom Fachdienst Kinderbetreuung der Kreisverwaltung. Bevor Aspiranten überhaupt am Qualifizierungskursus teilnehmen dürfen, besucht er sie zu Hause, überprüft die örtlichen Gegebenheiten. Umbauten sind zumeist jedoch nicht nötig: Bei Jensen werden die Kinder im Wohnzimmer betreut, gehen zum Händewaschen in den Gäste-Sanitärraum. Vorteil: Alle Räume befinden sich im Erdgeschoss.