Willkommenskultur: Amt sucht ehrenamtliche Helfer

Sie hatten es nur gut gemeint. Im November hatte sich ein Brunstorfer Ehepaar entschieden, Asylbewerbern zu helfen. Sie verfügen über eine 70 Quadratmeter große Ferienwohnung. "Die wollten wir bevorzugt für eine Familie mit zwei kleinen Kindern, entweder aus Iran oder Afghanistan, zur Verfügung stellen", berichtet die Brunstorferin. Jedoch befinden sich die Privatiers seither im Clinch mit der Kreisverwaltung in Ratzeburg: "Wir kriegen nur junge Männer oder Großfamilien angeboten. Ich bin wütend, wie man bei der Behörde mit uns umgeht."

Der Bericht war beispielhaft für den Verlauf des Infoabends zur Willkommenskultur im Saal des Amtes Schwarzenbek-Land: Gekommen waren viele hilfsbereite Menschen aus allen 19 Gemeinden, die eines eint: der gute Wille zur Hilfe. Allerdings: Vielfach besteht Unklarheit darüber, wie geholfen werden kann.

Darf man beispielsweise Flüchtlinge im Auto mitnehmen, und wie sieht es dann mit dem Versicherungsschutz aus? Diese und andere alltägliche Fragen verunsichern die Helfer. Darauf wussten Ordnungsamtschefin Ina Helbsing und auch Amtsvorsteher Klaus Hansen vielfach keine Antwort. Bescheid wissen sie dafür über das, was den Zustrom an Asylbewerbern ins Amtsgebiet betrifft. "Bis November des vergangenen Jahres hat das Amt 51 Asylbewerber vom Kreis zugewiesen bekommen. Aktuelle Zahlen für 2015 liegen noch nicht vor, wir rechnen aber mit einer Verdoppelung der Anzahl", sagte Helbsing. Und um diesen Zulauf auffangen zu können, braucht es nun Personen, die "niederschwellige Hilfe" (Helbsing) leisten können.

Diese "koordinierte Nachbarschaftshilfe", wie Hansen sie nennt, soll zum Beispiel bei Behördengängen oder Arztbesuchen, Schulanmeldungen, Integration in Sportvereine, Chöre, Jugendfeuerwehr und dergleichen greifen. Darüber hinaus sucht das Amt Wohnraum zum Mieten. Eine Sammelunterkunft soll nicht eingerichtet werden.

An das Brunstorfer Ehepaar gerichtet, appellierte Köthtels Bürgermeister Timm Peters, dass die Asylproblematik kein Wunschkonzert sei: "Genau das, was Sie schildern, soll nicht passieren. Ihr guter Wille in Ehren, aber bei der Hilfe ist auch eine Lernkurve bei uns allen notwendig." Das Amt könne die Personen weder von der Nationalität noch sonst kategorisieren.

Wer helfen will, ist herzlich für den 3. Februar um 19 Uhr an selber Stelle eingeladen. Dann soll der Helferkreis in kleinerer Runde mit der koordinierten Arbeit beginnen.