Keine Rauchmelder: Ordnungsamt ermittelt jetzt gegen Vermieter

Nur durch Zufall hatten Anwohner eines Mehrfamilienhauses an der Hans-Böckler-Straße am Montag bemerkt, dass ihr Treppenhaus völlig verqualmt war. Vergessenes Essen auf dem Herd in der Wohnung einer vierköpfigen Familie, die in der Wohnung noch seelenruhig schlief, hatte die Verqualmung ausgelöst. Rauchmelder gab es im gesamten Haus nicht - obwohl diese Pflicht sind (wir berichteten).

"So etwas kann ziemlich schnell schlimm enden. Hier ging es zum Glück glimpflich ab", erklärt Schwarzenbeks Feuerwehrchef Thorsten Bettin. Feuerwehrleute retteten die Familie, nahmen das verkohlte Essen vom Herd und belüfteten das Haus.

Der Vorfall hat aber ein Nachspiel: Jetzt wird sich das Schwarzenbeker Ordnungsamt damit befassen. "So einen Fall hatten wir bisher noch nicht", berichtet Ordnungsamtsleiterin Petra Scheerer. Die Behörde wird den Besitzer des Hauses kontaktieren und ihn auf die Pflicht zur Installation von Rauchmeldern hinweisen. Seit mehr als vier Jahren müssen in Schleswig-Holstein eigentlich alle Kinderzimmer sowie Schlafzimmer und die Flure, die als Rettungsweg dienen, mit Rauchwarnmeldern ausgestattet sein. Das ist so formuliert in der Landesbauordnung.

Kontrollen, ob diese Lebensretter, die rechtzeitig vor einer lebensbedrohlichen Situation vor Rauch warnen, tatsächlich installiert sind, gibt es indes nicht. "Wir hatten bei den ersten Überlegungen zur Rauchmelderpflicht dafür plädiert, diese durch die Schornsteinfeger, die ohnehin regelmäßig alle Häuser besuchen, überprüfen zu lassen", erklärt Holger Bauer vom Landesfeuerwehrverband in Kiel. "Doch dem Vorschlag folgte man leider nicht", bedauert er.

Für die Installation der Melder, die mit Fotozellen Rauch erkennen und dann einen lauten Piepton abgeben, sind in Mietwohnungen die Vermieter zuständig. Bauer: "Wenn ein Vermieter seiner Verpflichtung nicht nachkommt, sollte man ihn als Mieter mit Nachdruck darauf hinweisen oder einfach selbst vier oder fünf Euro für einen Rauchmelder aus dem Baumarkt investieren, um sich selbst zu schützen."

Kommt es unbemerkt zu einem Brand, bei dem sich schnell auch giftige Gase bilden können, sobald Kunststoffe verbrennen, besteht Lebensgefahr. "Brandtote sind eigentlich nicht wirklich Brandtote, sondern in den allermeisten Fällen Rauchvergiftete", sagt Bettin. Die Menschen werden im Schlaf überrascht, atmen die Giftstoffe ein, werden bewusstlos - und wachen nicht wieder auf. Etwa 400 Menschen sterben so pro Jahr in Deutschland, 4000 werden verletzt. Noch immer nicht gesetzlich vorgeschrieben sind die Rauchmelder in Berlin, Brandenburg und Sachsen.