Interview: WVS-Chef Uwe Krützmann zu Innenstadtbelebung und Herzenswünschen

Die Entscheidung der Raiffeisenbank, einen Neubau anstelle der alten Gebäude am Markt 6 und 8 zu errichten, soll der gesamten Innenstadt neuen Glanz verleihen. Wir haben Uwe Krützmann, Vorsitzender der Wirtschaftlichen Vereinigung (WVS), gefragt, was dazu außerdem noch besser werden muss.

Was fehlt Ihrer Ansicht nach der Stadt eigentlich, um interessanter zu werden?

Uns fehlt ein Gebäude, ähnlich wie Karstadt, in dem ich Allerweltsartikel bekomme. Ein Beispiel: Zuletzt sollte ich für meine Frau Kartuschen zum Sahneaufschäumen mitbringen. Eine Zeit lang waren diese gegenüber meinem Geschäft in der Drogerie erhältlich, bis sie aus dem Sortiment genommen wurden. Jetzt überlegt man: Wo bekomme ich so etwas? Es fehlt dann einfach so eine Einzelhandelsfläche mit etwas größerem Sortiment, wo man seine alltäglichen Probleme lösen kann. Es ist aber schwer geworden, aktive Mieter und Mitstreiter zu finden. Also haben mein WVS-Vorstandskollege Steffen Möller und ich beschlossen: "Der Markt muss sich selbst regeln." So wie beim Gebäude Markt 6 und 8.

Was sagen Sie denn zu den Vorhaben der Raiffeisenbank?

Da hat mein Herz einen Sprung gemacht. In diesem Projekt ist Zukunft drin.

Inwieweit ist die Umsetzung dieses Projekts denn der richtige Weg zum attraktiven Einkauf in der Lauenburger Straße?

Wir haben Anfang dieses Jahres mit Einzelhändlern, aktiven Immobilienbesitzern und der CDU-Fraktion ein Fünf-Punkte-Programm dazu erarbeitet. Dabei ist Punkt eins der Grundsatz: Der Stillstand an Markt 6 bis 8 muss ein Ende haben. Der rote Faden für eine attraktive Einkaufsstraße und für die weiteren Programmpunkte beginnt dort über eine klare Ausrichtung. Dann lassen sich andere Ziele realisieren. Wie den Wochenmarkt aus der Tristesse des Ritter-Wulf-Platzes herauszulösen und ihn auf dem alten Marktplatz wieder zu beleben. Daraus leiten sich dann die weiteren Ziele ab: Beruhigung, Begrünung und letztlich das Einrichten von Parkbuchten an der Lauenburger Straße.

Welche Hoffnungen setzen Sie denn in die Politik? Die neue Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig hat in ihrem Organigramm ja die Stelle eines Wirtschaftsförderers ausgelobt?

Sehr gut. Ich habe bloß Angst, dass diese Stelle dem Sparhammer zum Opfer fällt.

Könnte die WVS einen solchen Förderer nicht finanziell unterstützen?

Grundsätzlich nein. Wir sind sicherlich an so einem Wirtschaftsförderer interessiert. Die Einrichtung und Finanzierung einer solchen Stelle ist aber Aufgabe der Stadt. Wir sind eine wirtschaftliche Vereinigung, deren Mitglieder ehrenamtlich tätig sind und keine Einzelgesellschaft.

Und in der soll die Stimmung dem Vernehmen nach nicht die Beste sein, weil sich beispielsweise Einzelhändler bei Gestaltung und Finanzierung von verkaufsoffenen Sonntagen allein gelassen fühlen.

Ich würde es eher so formulieren: Da wir alle ein bisschen überarbeitet sind, ist die Stimmung nicht gerade positiv. Das hat sich so aufgebaut. Wir haben es aber immer abgelehnt, einen eigenen Topf für den Einzelhandel zu machen, weil dies Unruhe bei den weiteren WVS-Mitgliedern aus Handwerk und Industrie erzeugen würde. Wir von der WVS sind aber grundsätzlich bereit, Aktionen zu unterstützen, wie wir es in der Vergangenheit getan haben. Von den Kritikern aus dem Einzelhandel muss aber auch die Initiative kommen, selbst Geld in die Hand zu nehmen und Dinge über verkaufsoffene Sonntage zu erwirtschaften.

Was meinen Sie damit?

So ein Beispiel wie in meiner Zeit als Einzelhandelskümmerer mit der Glücksschwein-Aktion. Davon haben wir mindestens ein halbes Jahr profitiert. Am Ende haben wir damals die Schweine versteigert und einen riesigen Topf an Einnahmen zusammenbekommen. Das Geld haben wir an die Schwarzenbeker über verschiedene Aktionen wie Feuerwerke zurückgegeben.

Noch einmal zur fehlenden Attraktivität zurück: Braucht die Stadt ein aussagekräftigeres Label wie "Europastadt" oder "Familienstadt"? Wie könnte Ihrer Meinung nach ein solches Symbol aussehen?

Ich finde Identifikation unglaublich wichtig. Beim Kartenverkauf für die WVS-Messe an unterschiedlichen Standorten habe ich letztens gemerkt: Es gibt zwei Schwarzenbeks. Auf dem Alten Markt kommst du mit den Leuten ins Gespräch und kennst sie auch. Im Gewerbegebiet im Norden zeigen sich dafür die neuen Bewohner der Stadt. Der europäische Gedanke ist wichtig, symbolisiert aber nicht Schwarzenbek. Wir müssten uns mal hinsetzen und überdenken, was wir sind und wo wir hin wollen. Denn wir haben viele gute Voraussetzungen wie die Nähe zu Hamburg oder den angrenzenden Sachsenwald. Das sind Dinge, von denen andere Städte träumen.