Demenz: Seniorenheime stehen in der Kritik, weil Kranke sich in der Stadt frei bewegen können

Auch Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Demenz haben das Recht, sich frei in der Stadt zu bewegen. Doch in den Seniorenheimen St.-Franziskus und Alte Oberförsterei mehren sich die Anrufe empörter Bürger, die in teils ruppigem Ton die Pflegekräfte auffordern, sich besser um deren verwirte Bewohner zu kümmern und diese einzuschließen.

"Was immer durchklingt: Da ist jemand entwischt und die Pflegeeinrichtung hat nicht aufgepasst", sagt Svenja Pallasch, Leiterin der Alten Oberförsterei. Doch das Wegschließen ist nur nach einem aufwendigen Verfahren möglich, wenn feststeht, dass der Mensch sich und andere gefährdet. Genau dies droht jetzt einer alten Dame: Auf ihren Spaziergängen rupft sie Unkraut - allerdings auch auf stark befahrenen Straßen.

"Wir kennen unsere Bewohner", sagt Bärbel Raithel von der Seniorenresidenz St.-Franziskus: "Viele drehen vor dem Abendessen gern noch einmal eine Runde durch die Stadt." Manchmal verirren sich die Demenzkranken dabei, wie eine Frau, die sich regelmäßig auf einer Bank in einem Privatgarten niederließ.

Pallasch - in der Alten Oberförsterei leben 93 demenzkranke Menschen - fordert mehr emotionales Verständnis: "Wenn das Gedächtnis nachlässt, ist das erste Gefühl der Betroffenen Angst. Mit Vernunft müssen Sie deshalb einem demenzkranken Senior nicht kommen, sondern mit Verständnis: Nehmen Sie ihn an die Hand und geben Sie ihm ein Gefühl von Sicherheit."

Erscheint dem Helfer die Situation kritisch, kann er die Polizei anrufen. Die wird häufig auch wegen eines Rollstuhlfahrers alarmiert, der die Straße benutzt. Polizeichef Ernst Jenner stellt klar, dass er das auch darf: "Der Gesetzgeber sagt, dass so ein motorisierter Krankenfahrstuhl in Ausnahmefällen den Gehweg benutzen darf. Die Fahrbahn ist aber die Regel."