WVS-Preis: Unternehmerin Andrea Reinhold organisierte 16 Jahre die Wirtschaftschau

Die Preisverleihung selbst war preisverdächtig. Wer sich unter dem Wirtschaftsabend der Wirtschaftlichen Vereinigung Schwarzenbek (WVS) ein betuliches Treffen von Honoratioren vorgestellt hatte, wurde am Donnerstagabend eines Besseren belehrt: humorvoll, spritzig, mit toller Musik von der Klezmer-Band Xalag und der Verleihung des WVS-Preises an Andrea Reinhold als emotionaler Höhepunkt.

Dass die 56-Jährige und ihr Lebensgefährte Klaus Müller (73) nichts von ihrem Glück ahnten, war eine Premiere: Bisher waren die Unternehmer - Andrea Reinhold ist die 20. Preisträgerin - stets eingeweiht. Um die Spannung am Abend hoch zu halten, blieb diesmal die Juryentscheidung ein echtes Geheimnis. Weil man aber so auch keine genauen Daten von der Preisträgerin erfragen konnte, hatte sich der Vorstand um Uwe Krützmann eine besonders kurzweilige Form der Laudatio ausgedacht: Kaum hatte der Vorsitzende mit seiner Rede begonnen, wurde er von Frank Günther unterbrochen. Runzelten viele der mehr als 250 Gäste zunächst noch die Stirn ob der Ungehörigkeit, hellten sich die Mienen schnell auf, als auch die weiteren WVS-Vorstandsmitglieder sich erhoben und mit ihren Wünschen für einen würdigen Preisträger die Tankstellenpächterin charakterisierten. Als dann Krützmann ihre Ankunft im Wohnwagen erwähnte, war für Reinhold und Müller endgültig klar, dass sie gemeint waren.

"Wir sind am 15. Januar 1991 tatsächlich mit einem Wohnwagen und zwei Hunden nach Schwarzenbek gekommen", erinnerte sich Müller. Der Grund: Der Wohnungsmarkt sei nach der Wiedervereinigung völlig leer gefegt gewesen. Die gelernte Speditionskauffrau und der Werkzeugmacher hatten zuvor die Diskothek am Wasserturm in Glücksstadt betrieben. Weil die nicht mehr richtig lief, schlug Reinholds Vater, damals Leiter des Lotherol-Tanklagers in Itzehoe, dem Paar die Tankstelle an der Lauenburger Straße vor. Stück für Stück bauten beide den Betrieb aus - vervierfachten die Verkaufsfläche von 25 auf 100 Quadratmeter. Seit 2003 ist die Lotherol-Tankstelle zudem Ausbildungsbetrieb. Innerhalb der WVS machte sich Reinhold als Messeorganisatorin einen Namen: Von 1998 bis 2012 organisierte sie die Wirtschaftsschau, verlegte sie von den Schulräumen an der Berliner Straße in die Sporthallen an der Buschkoppel. Von 2007 bis zum Januar 2013 war die 56-Jährige zudem Vorsitzende der Wirtschaftlichen Vereinigung.

Den Tränen nahe nahm Reinhold den Preis aus den Händen ihres Nachfolgers Uwe Krützmann entgegen. Die flossen dann doch noch, als Edith und Peter Reinhold den Saal betraten. Die 79 Jahre alten Eltern der Preisträgerin hatten die Veranstaltung versteckt auf einem Sofa hinter der Bühne verfolgt. In ihrer Ansprache dankte Reinhold vor allem ihrem Lebenspartner: "Alleine hätte ich das alles nicht geschafft."

Zuvor hatten sowohl Krützmann als auch die neue Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig auf die Leistungsfähigkeit der Stadt verwiesen: Mit 31 Zugängen bei Gewerbeansiedlung sei man fast wieder auf dem Stand von 2013 (41 Neuansiedlungen) und auch die Gewerbesteuer verspricht ähnlich hoch auszufallen (2013: 7,8 Millionen Euro). Einziger Kritikpunkt von beiden waren die Häuser am Markt 6 und 8: Seit dem Verkauf des Ensembles im Mai 2013 tut sich dort nichts.