Kriminalität: Katze muss in Notoperation Vorderpfote amputiert werden - Polizei ermittelt wegen Straftat

Als Kathleen Domröse das flehende Miauen ihres "Krümel" vor der Balkontür bemerkte, hatte sie gleich einen schlimmen Verdacht. Ihr Kater bewegte sich nicht, lag apathisch auf der Fußmatte, die Vorderpfote hing schlaff herab. "Ich dachte, er hätte sich das Bein gebrochen." Doch es war viel schlimmer.

"Krümel" war mit letzter Kraft über den Gartenzaun gesprungen, dann zusammengesackt. Der einjährige Kater blutete an der rechten Schulter, wie Domröses Lebensgefährte Thomas Schmieder (46) feststellte. Der erstbehandelnde Reinbeker Tierarzt Alexander Heere diagnostizierte eine völlig zerschmetterte Schulter, dort klaffte ein bleistiftdickes Loch. Sofort fuhr das Paar in die Tierklinik Uelzen. Von dort aus gab es am nächsten Morgen die eindeutige Diagnose: Es war tatsächlich ein Schuss, abgefeuert aus einer Kleinkaliberwaffe. Die rechte Vorderpfote sei dadurch nicht mehr zu retten.

Kathleen Domröse schossen Tränen in die Augen. "Wir haben keine Kinder, die Katze ist für uns doch wie ein Familienmitglied", sagt sie - und entschied sich ohne Zweifel für die rund 1000 Euro teuere Amputation. "Wir wollen dem Tier eine Chance geben." Der kleine "Krümel" sei schließlich ein Kämpfer: "Die Ärzte haben uns versichert, dass ,Krümel' lebensfähig ist. Es gibt sogar Katzen, die mit drei Beinen geschickt auf Bäume klettern", so die Tierhalterin.

So weit ist "Krümel" aber noch längst nicht. Seine Besitzer durften ihn Dienstag wieder mit nach Hause nehmen. Dort liegt er nun die meiste Zeit auf der Couch, mit einem Verband um die verletzte Stelle. Eine zehn Zentimeter lange Operationsnarbe klafft auf der abrasierten Haut - aber das schwer verletzte Opfer macht Fortschritte. "Er ist schon wieder auf den Katzenbaum geklettert", berichtet Schmieder. Und noch etwas ist geschehen: Das Paar besitzt noch einen weiteren Kater "Pauli", mit neun Jahren der "Oldie". Er hielt zunächst Abstand zum Artgenossen. Als "Krümel" aber letztens sein Geschäft auf dem Katzenklo verrichtete und seine Notdurft aufgrund des fehlenden Beins nicht mit Streu abdecken konnte, sprang "Pauli" ein.

Eins dieser Glücksgefühle - aber es überwiegt bei den Katzenbesitzern die Wut auf den Menschen, der so hasserfüllt auf ihren Schmusekater schoss: "Ich kann nicht verstehen, dass Menschen so etwas tun", sagt Domröse. Ihr Lebensgefährte hat Anzeige bei der Polizei erstattet. Er hofft, dass der Täter gefasst wird: "Arbeitsdienst in einem Tierheim sollte der Fiesling ableisten", findet Schmieder: "Damit er lernt, wie man mit Lebewesen umgeht." Das Paar kennt niemanden in ihrem 180-Seelen-Dorf Havekost, der einen solchen Tierhass haben könnte. Im Gegenteil: Die kleine Gemeinde ist schockiert. Ein Jagdunfall kann aufgrund der Größe des Projektils ausgeschlossen werden.

Die Polizei ermittelt wegen einer Straftat: Verstoß gegen das Tierschutzgesetz und eventuell gegen das Waffengesetz. Wer etwas gesehen oder gehört hat, kann sich unter (0 41 51) 88 940 melden.