Fehlende Wahrnehmung: Gremium bemängelt die Zusammenarbeit mit Politik und Verwaltung

Es hatte den Anschein, als ob alle Streitereien im und um den Seniorenbeirat der Vergangenheit angehörten. Durch die Konstituierung nach Gemeindeordnung zu Anfang vergangenen Jahres hatte sich das siebenköpfige Gremium Rede- und Antragsrecht in jedem Ausschuss gesichert. Nach ersten schönen Erfolgen wie der Bordsteinkantenabsenkung am Bahnhof schien sich diese Arbeit zu lohnen. Doch jetzt schimpfen die Vorsitzende Marina Böhm und Beiratssprecher Jörg Scheele: "Wir werden nicht wahrgenommen."

Ausgelöst wurde der vorhandene Frust durch einen Antrag aus dem Februar dieses Jahres. Damals beschwerten sich die Senioren über den ihrer Ansicht nach zu glatten Fußgängerbelag an der Lauenburger Straße/Alter Markt, beantragten ein Aufrauen des Pflasters. Nach anfangs despektierlichen Äußerungen einiger Politiker ("Ziehen Sie anderes Schuhwerk an") veranlasste die Stadt eine Reinigung des Belags. "Da wurden wir hellhörig, weil keiner der Anlieger von dieser Reinigung etwas gesehen hat", sagt Marina Böhm. Der Bauausschuss nannte letztlich keinen genauen Termin der Arbeiten, tat die Sache als "Irrtum" ab.

"Wenn wir etwas eingereicht haben, ist das versandet", sagt Jörg Scheele. Denn auch weitere Themen fanden zuletzt wenig bis keine Berücksichtigung bei der Politik. Mehr Transparenz in den Ausschüssen, Offenlegung des China-Engagements, Schneebeseitigung im Kleinen Schmiedekamp - all dies und noch mehr beantragte der Seniorenbeirat, doch blieb ungehört. "Im Grunde wird immer mehr verschleiert", meckert Böhm. "Wir sprechen doch für ein Viertel der Bevölkerung Schwarzenbeks", bekräftigt Scheele.

Im noch amtierenden Bürgermeister Frank Ruppert (Grüne) hatte der Seniorenbeirat nie einen besonderen Fürsprecher. Die Hoffnungen auf eine "kreativere Zusammenarbeit" liegen nun auf der neuen "Frontfrau" Ute Borchers-Seelig (parteilos), die ab 1. Dezember die Amtsgeschäfte übernimmt und Bereitschaft signalisiert. Doch die baldige Verwaltungschefin sagt auch: "Der Seniorenbeirat beschäftigt sich sehr mit sich selbst." Ihre Kritik: Auf der Tagesordnung der Beiratstreffen fänden sich kaum Themen, welche die Allgemeinheit betreffen. Außerdem sei der Ton seitens des Beirats häufig "sehr vorwurfsvoll", sagt Borchers-Seelig.

Noch weiter geht Gerhard Moldenhauer, Fraktionsvize der CDU. Seiner Meinung nach werden die Interessen der Älteren besser in der Stadtverordnetenversammlung vertreten. Viele Stadtverordnete wie er selbst sind in diesem Alter. Moldenhauer sagt weiter: "Senioren sind immer ein Thema, aber man muss das auch in einer vernünftigen Art und Weise tun."