Bahnlärmgegner hängen Protestbanner auf - Bahn lässt Schienen schleifen - Ergebnisse noch unklar

Ein bisschen schwer taten sie sich schon. Letztlich brachten Bürgervorsteher Konrad Freiberg und Bauunternehmer Günter Studt das drei Meter lange Banner dann doch gut sichtbar am Metallzaun an der Kreuzung Kerntangente/Möllner Straße an. "Lärm macht krank! Stoppt Bahnlärm in Schwarzenbek!" - so lautet die Botschaft.

Absender ist die "Bürgerinitiative gegen Bahnlärm". Nachdem die BI zuletzt mit roten Plakaten in der Stadt geworben hatte, ist das von Studt gesponserte Banner mit dem großen Stoppschild der nächste Protestakt. Es soll bis Mitte Dezember hängen bleiben. BI-Gründerin Gerda Matzat: "Wir wollen die Menschen damit nicht zur Festzeit belasten und werden es rechtzeitig abnehmen."

Die Aufnahme in das Lärmschutzprogramm ist in den Augen der BI ein erster Erfolg, aber es müssten auch Maßnahmen wie die Errichtung von Schutzwänden nach den schalltechnischen Untersuchungen (Ergebnisse werden im zweiten Quartal 2015 erwartet) folgen.

Ein Gutachten im Auftrag der Stadt hat gezeigt, dass die 330 Meter lange Lärmschutzwand an der Straße Im Winkel um weitere 150 Meter verlängert werden müsste. Eine wirkliche Entlastung würde allerdings erst die Erhöhung der vorhandenen Wand von derzeit 1,5 auf drei Meter bringen - doch das erlaubt die Statik nicht. Also wäre ein Neubau mit einer Gesamtlänge von 480 Metern erforderlich.

Etwas anderes soll laut Bahn bereits geschehen sein: Ein Schleifwagen ist über die Gleise im Bereich der Europastadt gefahren. Die Trasse zwischen Hamburg und Berlin (Strecke 6100), über die täglich rund 170 Zugpaare rattern, fällt unter die Bedingungen eines "Besonders überwachten Gleises". Soll heißen: Durch Immissionsmessungen muss regelmäßig überprüft werden, ob die Gleise den Bestimmungen entsprechen und nicht zu laut sind, wenn ein Zug darüber donnert. Dies geschah im Vorjahr: Der Messwagen ermittelte einen Wert von drei Dezibel über dem Grenzwert. Daher wurde ein Schleifen der Gleise zur Lärmreduzierung angeordnet. Der Zug habe die Strecke kürzlich abgefahren, teilten Freiberg und Bauamtsleiter Ralf Hinzmann mit. Ein Protokoll soll diese Woche vorliegen.

Seit Mai 2013 kämpfen Matzat und Mitstreiter um mehr Ruhe. Sie wohnen nur etwa 100 Meter entfernt von den Gleisen, auf denen die ICEs zwischen Hamburg und Berlin und zahlreiche laute Güterzüge verkehren, letztere häufig nachts. Und die Zahl der Güterzüge wird wohl weiter wachsen: Bis zum Jahr 2025 soll sie sich verdoppeln, ergab die Antort auf eine Anfrage des Hamburger Bürgerschaftsabgeordneten Dr. Till Steffen (Grüne).