“Korona“ Norbert Lütjens über den Weg vom Kicken mit “Problem-Kids“ zu moderner Projektarbeit

. Kunterbunte Wände wie früher sind überhaupt nicht der Stil. Verranztes Mobiliar auch nicht. Das erscheint im Vergleich zum Jugendzentrum "Korona" eher wie ein Bild aus ferner Zeit. Stattdessen besticht das Gebäude mit betont schlicht gehaltenen Wänden und Serienaufnahmen von professionellen Fotografen. Und Geräten aus dem Jetzt. Das ist das Reich von Stadtjugendpfleger Norbert Lütjens und seinen Mitarbeitern (vier in Vollzeit, sechs Honorarkräfte) an der Hans-Böckler-Straße. Das knapp 700 Quadratmeter große Zentrum, das erst vor zwei Jahren bezogen wurde, steht trotzdem symbolträchtig für die Entwicklung von 30 Jahren Jugendarbeit in der Stadt.

Ein Geburtstag, der fast geräuschlos verlief - aber Freitag laut gefeiert wurde: Die Bands "Van Wolfen", "Exzess" und "Black Munkees" verwandelten den Ort in eine Rockarena.

Die Veranstaltung ist beispielhaft dafür, wie Lütjens und sein Team ihr Wirken auffassen. Und sie macht den Unterschied von früherer zu heutiger Jugendarbeit bewusst: "Damals hat man reagiert statt agiert. Heute ist Jugendarbeit eher prozess- und projektorientiert", sagt Lütjens. Statt des früheren Fußballspiels mit "Problem-Kids" werden heutzutage Projekte umgesetzt.

Beispiel Konzertabend: Bewusst wird ein Jugendlicher an die Konzert-Kasse gesetzt, zu dem nicht das allergrößte Vertrauen besteht. Natürlich nicht allein, aber Lütjens sagt: "Für mich sind die Jungs, die hinten dran hängen, wichtig." Oder die hoch professionelle Musikanlage. "Die Jugendlichen, die da ran wollen, müssen Vorbedingungen erfüllen", sagt der Chef, der damit Grundlagen wie Pünktlichkeit und Verlässlichkeit meint.

Im "Korona" kommt die Klientel ohnehin in Kontakt mit Dingen, die sie anderswo nicht kriegt. Macs, Mischpulte, Mikrofone - "wir wollen am Niveau der Zeit sein, die Konfrontation mit dem derzeitigen Stand der Gesellschaft", sagt Lütjens. Der 44-Jährige, vierter hauptamtlicher Jugendpfleger in Schwarzenbeks Geschichte, meint: "Die Stadt hat mit der offenen Jugendarbeit einen richtig guten Job gemacht."

Das ist keine Selbstverständlichkeit. "Wir müssen auch kommunizieren, was wir machen", sagt Norbert Lütjens, damit Projekte wie das Musical-Angebot "Beat'n'Dance" Realität werden. Damit das klappt, müssen beim jährlichen Mini-Veranstaltungsetat Mittel von Sponsoren generiert werden.

Natürlich kommen Lütjens und sein Team nicht an jeden der 4500 Jugendlichen der Stadt heran - auch wenn das "Korona" jährlich von etwa 16 000 Gästen in der Altersgruppe 12 bis 28 besucht wird. "Die Probleme in der Jugend sind dieselben, die Städte dieser Größe eben haben", sagt der Vater dreier Kinder, der sich vornehmlich den "Bildungsverlierern" verschrieben hat. An diese mit den Angeboten heranzukommen, sei "eine echte Herausforderung."

Die offizielle Feier zu 30 Jahren Jugendarbeit sollte am 29. Oktober begangen werden, musste aber wegen Krankheit von Mitarbeitern abgesagt werden. Sie wird aber nächstes Jahr nachgeholt. "Wir wollen nichts übers Knie brechen", sagt Lütjens. Auch bei der Planung von Partys wird also stets prozessorientiert gedacht.