Einwohnerversammlung: Koordinierungsstelle für Probleme der Asylbewerber soll eingerichtet werden

Der neutrale Betrachter traute gegen Ende der Einwohnerversammlung seinen Augen und Ohren nicht. Schwarzenbeks Bürger sollen politikverdrossen sein, keine Lust mehr auf persönliche Diskussionen und Konfrontationen mit ihren Stadtvertretern haben? Dies klang zunächst mehrfach im Verlaufe der Versammlung an. Bis zum finalen Punkt der Tagesordnung zirkulierten viel Unverständnis, Irritationen und heiße Luft im Festsaal des Rathauses. Doch dann kam das Thema "Asylbewerber" zur Sprache - und Politiker und Bürger gerieten in einen durchaus konstruktiven Diskurs miteinander.

Zunächst hatte Petra Scheerer, Chefin des Ordnungsamtes, die aktuellen Daten erläutert. 81 Flüchtlinge muss die Europastadt laut Kreisvorgabe in diesem Jahr aufnehmen, 72 (davon 30 Kinder) leben bereits in der Stadt (Stand 30.September 2014). Sie wohnen dezentral in 24 Haushalten.

Dass künftig die Vorgaben noch höher werden, stellte Scheerer unmissverständlich klar: "Die Zahlen werden steigen." Und dies bringt Schwarzenbek bereits jetzt an die Kapazitätsgrenze. Denn Wohnraum, wo eventuell Flüchtlinge untergebracht werden könnten, steht so gut wie nicht mehr zur Verfügung. Eine zukünftige Container-Lösung kann nach Ansicht der Ordnungsamtschefin "nicht ausgeschlossen" werden.

Ferner gibt es keine freien Plätze mehr in Deutschkursen und keine Lehrkräfte, die Sprachunterricht geben können. Derzeit unterrichtet ein voll ausgebuchter Dozent an der Volkshochschule einen Kursus mit Teilnehmern aus sieben Nationen. Auch Dolmetscher fehlen.

Darüber hinaus mangelt es an ehrenamtlichen Betreuern, die sich um traumatisierte Flüchtlinge kümmern, Beistand leisten können, sie bei Behördengängen begleiten. "Wir müssen den Menschen helfen, bei uns Fuß zu fassen", appellierte Bürgervorsteher Konrad Freiberg an die Anwesenden. Probleme über Probleme - wie soll eine "Willkommenskultur" entstehen?

Durch die Bürger Schwarzenbeks, die scheinbar auf dieses Thema gewartet hatten. Tenor der zahlreichen Wortbeiträge: Ein "Runder Tisch", wie es ihn als Projekt (läuft Ende des Jahres aus) im Kreis gibt, ist schön und gut. Effektiver indes sei die Einrichtung einer Koordinations- und Anlaufstelle für Asylbewerber, die beispielsweise bei Problemen den entsprechenden Dolmetscher vermitteln könne. Denn das weiß nicht nur Freiberg: "Die Sprachbarriere ist das größte Problem." Die Koordinierung müssten bis zu zwei ehrenamtliche Kräfte übernehmen. Auch der Aufbau eines kreisweiten Netzwerks ("Wer kennt in welcher Stadt Menschen aus welcher Nation?") wurde angeregt.

Bald-Bürgermeisterin Ute Borchers-Seelig versprach: "Ich stelle mir auch eine Willkommenskultur vor und werde diese Dinge mit meinem Amtsbeginn anschieben." Auch ein "Runder Tisch" soll noch in Schwarzenbek geschaffen werden.