Rowdytum: Rentnerin (76) flüchtet aus der Küche - Vor drei Jahren zersplitterte ihre Fensterscheibe

Als sie den Knall hörte, stellte Gisela Jeschke den Herd ab, auf dem sie gestern gerade das Mittagessen für sich und ihren Mann zubereiten wollte, und verließ die Küche. Zu tief sitzt bei der 76-Jährigen noch der Schock: Vor drei Jahren zerschlug ein Stein die Fensterscheibe, während sie in der Küche hantierte.

Schüler der nahen Gemeinschaftsschule hatten das Haus an der Frankfurter Straße als Zielobjekt für ihre Würfe auserkoren. Als sich Ehemann Ewald Jeschke (77) damals in der Einwohnerfragestunde der Stadtverordnetenversammlung beschwerte, reagierte die Schulleitung prompt: Die Täter wurden ausfindig gemacht, sahen ihren Fehler ein. Einer entschuldigte sich anschließend sogar persönlich beim Ehepaar.

Drei Jahre blieb es ruhig, doch gestern flogen erneut Steine von einem Wall am Rande des Schulhofs gegen die Wand des Häuserblocks. "Als ich nach Hause kam, erklärte mir meine Frau, dass sie nicht mehr allein in die Küche gehen möchte. Wir haben dann im Wohnzimmer gegessen", sagt Ewald Jeschke. Auch bei Manfred Warschkow, der über den Jeschkes im zweiten Stock wohnt, kommen jetzt die Ereignisse von damals wieder hoch: "Beim Fensterputzen wurde ich von einem Schneeball, in dem auch noch ein Stein steckte, an der Stirn getroffen." Dazu hagelte es unflätige Bemerkungen der Schüler.

So weit soll es diesmal nicht kommen: "Das ist ein ganz klares No-Go", sagt Hans-Peter Friedrichsen, Koordinator für die fünften und sechsten Klassen der Schule. Damals habe man die Vorkommnisse mit den Schülern intensiv aufgearbeitet: "Dann war auch Ruhe", so Friedrichsen. Dass es sich um die Täter von damals handelt, schließt der Lehrer aus: "Das waren damals Sechstklässler. Heute gehen die in die neunte Klasse, sind schon reifer. Die tun so etwas nicht."

Falls doch, werde dies für die Schüler ernste Konsequenzen haben, sagt Schulsozialarbeiterin Carmen Burmeister. Aktiv werden kann die Schule aber erst in 14 Tagen: Heute ist der letzte Tag vor den Ferien. Schulleiter Andreas Hartung fordert Anwohner auf, bei solchen Vorfällen sofort das Gespräch zu suchen: "Wenn wir gleich informiert werden, können wir die Täter dingfest machen."