Polio: Sammelaktion für Impfungen

Diese Infektionskrankheit ist heute aus unserem Bewusstsein dank flächendeckender Impfversorgung so gut wie verschwunden. Dabei ist Poliomyelitis, geläufig unter dem Begriff Kinderlähmung, in vielen Teilen der Erde immer noch akut. Weltweit kommt es jährlich zu 1500 Neuerkrankungen, die sich nicht nur auf Länder wie Nigeria, Afghanistan, Indien oder Myanmar beschränken. Das Poliovirus tritt auch weiter in Industrienationen auf. Auch wieder in Deutschland.

Hierzulande gibt es 60 000 Betroffene, die an den Spätfolgen mit Lähmungen und Verkrüppelungen leiden. Eine Frau, die das am eigenen Leib erfährt, ist Sonja Henze. Die 54-jährige Schwarzenbekerin erkrankte als Einjährige an Polio, noch heute hat sie mit den Folgen zu kämpfen. Henze arbeitet in der Stadtverwaltung im Bauamt und engagiert sich in der Polio-Selbsthilfegruppe des Kreises. Sie mahnt: "Es gibt eine große Dunkelziffer an Personen, die nicht wissen, dass sie diese Krankheit haben."

Um einer gewissen Impfmüdigkeit vorzubeugen, helfen landesweite Aktionen wie "Deckel gegen Polio". Dazu werden Kunststoffverschlüsse von Tetrapacks und Getränkeflaschen in eigens dafür bereitgestellten Behältern gesammelt. Der Erlös aus dem Recycling von 500 dieser Deckel aus Polyethylen, einem hochwertigen Kunststoff, deckt die Kosten einer Impfung in den Krisengebieten. "Das Schöne ist", sagt Unterstützerin Sonja Henze, "dass jeder ganz unkompliziert spenden kann."

Die gute Sache, die der Präsident des Rotary Clubs Herzogtum Lauenburg-Mölln, Dennis Kissel, mit der Gründung des Vereins "Deckel drauf" initiiert hat, breitet sich schnell aus: Die Grund- und Regionalschule Nordost ist dabei, die Klasse 4 c hat Verschlüsse noch und nöcher gesammelt. "Es macht Spaß", sagt Rektorin Liane Maier, "wenn alle mit Eifer dabei sind." Unterstützt wird die Aktion weiter von der "Bill & Melinda Gates Foundation" - auf jeden Euro, der reinkommt, legt die Stiftung des Software-Giganten noch zwei Euro oben drauf.

Bürgermeister Frank Ruppert verspricht, noch mehr Behälter in der Stadt zu platzieren - zum Beispiel im Rathaus, in den Supermärkten. Der TSV Schwarzenbek ist genauso wie das DRK schon dabei. Weitere Infos (auch zu Sammelstellen) unter (0 41 51)8 81 73 sowie auf www.deckel-gegen-polio.de.