Schwarzenbek (prz). “Die Stadt ist ganz schön laut.

Wir haben in den ersten Nächten nicht so gut geschlafen", erzählt Vladimir Oboskalow. Die anderen Bewohner des Alten Amtsgerichtes an der Compestraße, die vor vier Wochen aus dem beschaulichen Gut Lanken in Elmenhorst in die Europastadt gezogen sind, teilen die Meinung des 31-Jährigen. An den Lärm müssen sie sich noch gewöhnen. Nicht weit entfernt rasen die Güter- und Schnellzüge vorbei. Morgens herrscht dichter Verkehr auf den Straßen.

Die Ruhe des Dorflebens scheint aber alles zu sein, was sie in ihrem neuen Leben mitten in der Stadt vermissen. "Wir haben Schwarzenbek schon erkundet, uns mit der Umgebung unseres Hauses bekannt gemacht. Wir waren im Stadtpark und Eis essen", berichtet Thomas Heese. Sie lernten die Geschäfte an der Lauenburger Straße kennen, kauften ein in den nahegelegenen Supermärkte.

Im Alten Amtsgericht wohnen jetzt 19 junge Menschen mit verschiedenen Behinderungen, die vom Gut Lanken dorthin umgezogen sind. Das Gut Lanken hatte das denkmalgeschützte Gebäude im Jahr 2011 gekauft und dann zum neuen Heim für behinderte Menschen umgebaut. Insgesamt zwei Millionen Euro hat die Sanierung gekostet. Das Alte Amtsgericht ist ein Leuchtturmprojekt der Aktivregion Sachsenwald-Elbe. Sie gab dafür einen Zuschuss von 205 000 Euro. In dem Haus entstanden 20 moderne Appartements mit Bad und Pantryküchen.

Jetzt sind die Umzugskartons längst ausgepackt und der Alltag ist eingezogen. Vladimir Oboskalow fährt jeden Morgen zur Arbeit in der Küche auf Gut Lanken. Thomas Heese arbeitet in der Brennholzgruppe. Sein Arbeitsplatz ist in Schwarzenbek an der Industriestraße. Nach der Arbeit kommen die meisten Bewohner in der Gemeinschaftsküche zusammen, trinken Kaffee, lassen den Tag Revue passieren, schmieden Pläne: Sie wollen schwimmen im Freibad Lauenburg, ins Kino, einkaufen, Fußball spielen. "Vielleicht gründen wir eine Fußball-Mannschaft und trainieren regelmäßig", sagt Christian Proske.

Proske ist einer von sieben Erziehern, die die Bewohner betreuen. Die meisten brauchen im Alltag ständig Anleitung. Pünktlich aufzustehen, zur Arbeit zu kommen und die Hausarbeiten selbstständig zu erledigen, fällt einigen schwer. "Der Umzug nach Schwarzenbek hat neue Möglichkeiten eröffnet. Unsere Bewohner können selbstständiger werden und unternehmen mehr. Einige von ihnen haben sich auf dem Gut kaum aus dem Zimmer getraut. Hier in Schwarzenbek gehen sie einkaufen", erzählt Erzieherin Catja Kriwitz. Es sei eine Freude zu sehen, wie gut allen die neue Umgebung tut. Trotz lauter Nächte.