Rathaus: In der Innenstadt gibt es jetzt “Riotainment“ - Eigenes Glasfasernetz scheiterte vor drei Jahren

Mit ihrem Glasfaserkabel haben die Stadtwerke Geesthacht nicht nur das Neubaugebiet "Op de Peerkoppel" erschlossen, sondern auch weitere Bereiche der Stadt. Selbst in der Innenstadt waren die Bauarbeiter bereits aktiv: Vor dem Rathaus haben sie in der vergangenen Woche das lilafarbene Kabel im Erdreich vergraben.

Walter Evers, Chef der EDV-Abteilung des Rathauses, sieht das mit einem lachenden und einem weinenden Auge: "Das hätte auch unsere Leitung sein können." Vor drei Jahren hatte er selber die Idee, städtische Liegenschaften per Glasfaserkabel zu vernetzen. 13 000 Euro sollte die Verbindung vom Rathaus zum städtischen Bauhof an der Industriestraße kosten, die Evers und sein Bauamts-Kollege Reinhard Cordes den Mitglieder des Bauausschusses im April 2011 vorstellten (wir berichteten). Der Anschluss an das Glasfasernetz der Geesthachter Stadtwerke würde jetzt fast genauso teuer: 9480 Euro kostet der Firmenkunden-Anschluss von "Riotainment" - im Jahr.

Während Privatkunden für 59,90 Euro mit 100 Mbit/s durchs Netz surfen, sieht der Business-Tarif ganz andere Summen vor: 790 Euro kostet die schnelle Breitbandverbindung im Monat. Mit 50 Mbit/s zahlen Firmenkunden noch 690 Euro, mit 25 Mbit/s dann 290 Euro pro Monat. Dafür bieten die Stadtwerke Geesthacht jedoch auch wichtige Extras wie eine feste IP-Adresse und schnelle Reparatur im Schadensfall. "Hätten wir damals unser eigenes Kabel verlegt, hätten wir vielleicht einen Deal mit den Geesthachtern machen können", ärgert sich Evers.

Damals sollte der städtische Bauhof die Hohlrohre in Eigenregie an die Industriestraße verlegen, weitere Liegenschaften wie Schulen und Jugendzentrum sollten folgen. Langfristig war auch eine Anbindung ans Amt Schwarzenbek-Land und nach Büchen vorgesehen, die in einer IT-Kooperation mit dem Rathaus verbunden sind. Vorteil: Durch die schnelle Datenleitung muss nicht mehr jede Außenstelle mit eigenen Servern ausgestattet werden.

Bei den Politiker überwog damals jedoch die Skepsis. Sie beauftragten die Verwaltung noch, Fördermittel über die Aktivregion einzuwerben, dann geriet das Projekt in Vergessenheit. Eigene Kabel will Evers vorerst nicht mehr verlegen. Er wartet stattdessen ab, wie sich der Markt entwickelt. Denn auch Kabel Deutschland, das vom Mobilfunkunternehmen Vodafone geschluckt wurde, bietet schnelle Datenleitungen im Innenstadtbereich an.