Stadtrundgänge mit Archivarin Dr. Anke Mührenberg

Häufig hört Anke Mührenberg diesen Satz: "In Schwarzenbek gibt es doch nichts zu sehen." "Doch", sagt die Stadtarchivarin und will alsbald dafür den Beweis liefern. Mührenberg plant, in der Europastadt Stadtrundgänge einzuführen. Und dabei soll es nicht nur jede Menge zu sehen, sondern auch Wissenswertes zu entdecken geben.

Die Archivarin hat in ihrer täglichen Arbeit so viel Material gesammelt, dass der Stoff für einen 90-minütigen Rundgang mit zwölf Anlaufpunkten reicht. Dabei ist die 43-Jährige auch auf Orte, Gebäude und Plätze gestoßen, die längst nicht allen Einwohnern geläufig sind. So zum Beispiel der Ort zwischen Sky-Markt und Brücke: Dort steht vor den Kundenparkplätzen ein etwas unscheinbares Schild mit der Aufschrift "Archäologisches Denkmal". Hier stand im Jahre 1291 die auf einem Turmhügel angelegte Burg des Ritters Wulf to Swarte Beke nahe dem Bachlauf "Schwarze Beke", die der heutigen Stadt ihren Namen gab.

Wo sich heute Ritter-Wulf-Platz, Rathaus, Supermarkt und das Ärztehaus befinden, stand früher einmal ein Schloss mit einem Gutshofsbetrieb. Dies hatten die Lauenburger Herzöge nach dem Tod des Ritters aufgebaut. "Bis 1971 befand sich dort, wo nun der Sky-Supermarkt ist, das Herrenhaus, das später dem Amtmann als Sitz diente", weiß Stadtarchivarin Mührenberg.

Und sie wird noch über weitere historische Anekdoten auf der Rundtour durch Schwarzenbek informieren. Natürlich darf dabei das Rathaus nicht fehlen mit dem Wolfsbrunnen, gestaltet vom Möllner Bildhauer Karl-Heinz Goedtke (1915-1995). Der Wolf ist als Erinnerung an Ritter Wulf nicht nur im Stadtwappen enthalten: "Er soll auch die Widerstandsfähigkeit der Schwarzenbeker symbolisieren", erklärt Anke Mührenberg: "Der Wolf guckt auf das Rathaus, ist sozusagen die Vertretung der Bürger und knurrt, wenn etwas nicht in Ordnung ist."

Fortgesetzt wird der Stadtrundgang an Schröder's Hotel. Genau hier soll Fürst Otto von Bismarck gern Bratkartoffeln gegessen und auch Jazz-Legende Louis Armstrong einmal vorbeigeschaut haben. Um nur einige weitere Stationen zu nennen: Es geht an der St. Franziskus-Kirche vorbei mit dem charakteristischen Compestein - unter diesem befinden sich tatsächlich noch viele Gräber - über die Lauenburger Straße mit dem ehemaligen Kaufhaus Biebler/Tiedemann und dem Hotel Stadt Hamburg zum Bahnhof sowie auch in die Schefestraße und Pröschstraße hinein.

In der Schefestraße steht das charakteristische gelbe Haus, welches früher als Verlagsgebäude der "Schwarzenbeker Nachrichten" fungierte und heute Heimstätte der Lampenschirmwerkstatt Barten ist. In der nächsten Querstraße, der Pröschstraße, errichtete Baumeister Heinrich Schefe gleich zwei nebeneinander stehende und sich ähnelnde Häuser. "Bis 1983 war das eine das Rathaus, in dem anderen wohnte der Bürgermeister", erklärt Anke Mührenberg. Am Amtsrichterhaus und dem Körnerdenkmal endet die Tour schließlich.

Anderthalb Stunden und ganz viel zu erfahren: Wer noch mehr Geheimnisse und Geschichten zu Straßen, Bauwerken und Plätzen hören möchte, muss sich noch bis September gedulden. Sobald die Termine für die Rundgänge feststehen, werden sie auf der städtischen Internetseite unter www.schwarzenbek.de veröffentlicht.