Interview: Rathaus beherbergt aktuell geballte Kompetenz von drei Bürgermeistern

Wenn am 1. Dezember Kämmerin Ute Borchers-Seelig die Amtsgeschäfte von Vorgänger Frank Ruppert übernimmt, ist dies der fünfte Wechsel an der Verwaltungsspitze seit Verleihung der Stadtrechte im Jahr 1953. Nach Hans Koch (1950-1974), Ralph Schnack (1974-1992), Gerd Krämer (1992-2002) und Ruppert (2002-2014) wird Borchers-Seelig der fünfte Bürgermeister der Stadt. Doch das Rathaus hat derzeit noch einen weiteren "Bürgermeister" zu bieten: Björn Warmer, noch Leiter des städtischen Rechtsamtes, übernimmt am 1. September den Bürgermeisterposten in Reinbek. Rechnet man Altbürgermeister Gerd Krämer hinzu, der jetzt Landrat ist, und Lauenburgs Bürgermeister Andreas Thiede, der zuvor Wirtschaftsförderer in Schwarzenbek war, ist es eine beeindruckende Bilanz. Wir haben mit den drei "Bürgermeistern" im Schwarzenbeker Rathaus gesprochen:

Was ist das Geheimnis, dass aus diesem Haus so viele Bürgermeister kommen?

Björn Warmer:

Für jeden einzelnen ist es Zufall. Für alle zusammen gilt das nicht. Es gibt in diesem Rathaus ein Umfeld, das auch diese Karrierewünsche wachsen lässt.

Ute Borchers-Seelig:

Wir haben hier Freiräume, die eine solche Entwicklung befördern.

Frank Ruppert:

Es gibt eine unglaubliche Qualität in dieser Verwaltung. Mein Führungsstil ist es nicht, Leithammel zu sein, wofür ich auch schon gescholten wurde, sondern solche Freiräume für Mitarbeiter zu lassen.

Wenn sie demnächst neue Büros beziehen, was nehmen sie mit?

Warmer:

Zum einen meine Kaffeemaschine. Allerdings ist mein Büro in Reinbek um einiges größer.

Ruppert:

Eine kleine Figur in meinem Amtszimmer, die für mich die Verbrüderung symbolisiert. Wenn die Politiker zustimmen, würde ich die gerne mitnehmen.

Und emotional?

Borchers-Seelig:

Ich nehme ganz viel Zuversicht mit ins Amt und Erfahrungen, die ich mit den Menschen in dieser Stadt gemacht habe.

Warmer:

Viel Optimismus und Tatendrang und viele schöne Erfahrungen mit dieser Stadt, zu der ich den Kontakt nie abbrechen lasse.

Ruppert:

Ein großes Maß an Dankbarkeit, dass ich hier zwölf Jahre Bürgermeister sein durfte.

Was war Ihr liebster Termin und worauf hätten Sie in ihrer Amtszeit gerne verzichtet?

Ruppert:

Das Verbrüderungstreffen im Jahr 2003 war ein Höhepunkt, ebenso die Vertragsunterzeichnung für unser neues Gymnasium. Auch auf unsere Neujahrsempfänge habe ich mich immer gefreut. Was mir nicht gefallen hat, war die Entscheidung unserer Stadtverordneten, nicht Klimaschutzkommune zu werden. Das war ein deutschlandweit einmaliges Projekt.

Eine Tradition ist, dass Bürgermeister eine Amtskette tragen. Wie viel Tradition braucht eine Stadt, um eine Identität ausbilden zu können?

Warmer:

Eine Stadt braucht viel Identitätsstiftendes, das braucht aber keine Amtskette zu sein, die ich nur von Fotos her kenne. Ansonsten ist es alles, was eine Stadt liebenswert macht, vom Theaterprogramm bis zu Gebäuden.

Borchers-Seelig:

Beim letzten Praktikantentag durften die Teilnehmer die Kette anprobieren. Ich habe sie noch angelegt. Identitätsstiftend in Schwarzenbek ist zum Beispiel das Amtsrichterhaus, das habe ich bei den Diskussionen darüber gemerkt.

Zum Amtsantritt beziehungsweise zum Abschied: Welche Blumen wünschen Sie sich?

Warmer:

Eine große, gelbe Sonnenblume.

Borchers-Seelig:

Da bin ich völlig offen. Ich mag bunte Sträuße mit ganz viel unterschiedlichen Blumen.

Ruppert:

Ich hätte gerne etwas, das ich in meinen Garten pflanzen kann.