Bartenwal: Noch immer fehlen Teile des im Oktober 2013 entdeckten Skeletts

Der in einer Mächtigkeit von 35 Metern zwischen Groß Pampau und Kankelau unter der Erde verborgene Glimmerton hat noch immer nicht das letzte Geheimnis eines im vergangenen Oktober entdeckten Bartenwal-Skeletts freigegeben. Von dem 15 Meter langen Tier, das vor elf Millionen Jahren in der Ur-Nordsee gelebt hatte und das Paläontologen freilegen, fehlen weiter der Hirnschädel und der Oberkiefer. "Wir haben fast alle Wirbel zusammen, dazu viele Rippen und den Unterkiefer", erklärt Grabungsleiter Gerhard Höpfner.

Hunderte Kubikmeter Boden wurden in der Kies- und Tongrube Ohle & Lau bewegt. Höpfner und sein Team werden nicht aufgeben, bevor die fehlenden Teile ans Tageslicht kommen. Die bisherigen Funde: Neben Teilen des Skeletts sind das jede Menge "Beifang", von Muscheln bis hin zu einem einmaligen Schildkrötenpanzer und Treibholz. Sobald das Skelett komplett ist, soll es präpariert und dann im Lübecker Museum für Natur und Umwelt gezeigt werden. Wie schon andere in Groß Pampau freigelegte Skelette.

"Das beste Wetter, um etwas zu finden, ist, wenn es regnet", erklärt Andreas Malchow. Die Grube in Groß Pampau ist beinahe sein zweites Zuhause. Der Architekt aus Hamburg hatte im Oktober 2013 einen winzigen Knochensplitter entdeckt. Ein Bagger war mit seiner Kette über einen knapp unter der Erdoberfläche liegenden Wirbel des Wals gefahren und hatte dabei diesen Splitter abgerissen. Malchow reagierte sofort und fing an zu graben. Er hatte schon 2012 einen großen Wal in dem weitläufigen Gelände entdeckt. "Fossilien begeistern mich schon seit meiner Kindheit", sagt er. "Wenn ich an den Splitter denke, mit dem das hier diesmal begonnen hat, ist das bisherige Ergebnis einfach faszinierend", meint der Architekt.

Gruben-Besitzer Wolfgang Ohle lässt die Männer gewähren. Kommt ein Skelett zutage, baut er den Ton, der bei Deponieabdichtungen benötigt wird, einfach an anderer Stelle ab. Das Gelände, auf dem jetzt die Knochen des Bartenwals - dem größten Exemplar, das hier je gefunden wurde - entdeckt wurden, erstreckt sich auf einer Fläche von acht mal 30 Metern und in einem Höhenniveau von zwei Metern. Irgendwo in diesem Ton stecken auch noch der Schädel und der Oberkiefer. Höpfner: "Es kann sein, dass wir vor den beiden Teilen schon wieder auf einen anderen neuen Wal stoßen, wenn der Tonabbau jetzt fortgesetzt wird." Wolfgang Ohle schätzt, dass das Ton-Vorkommen in Groß Pampau noch etwa 20 Jahre reicht. Damit ist seine Tongrube im wahrsten Sinne des Wortes eine "Fund-Grube" für die Paläontologen. Denn der Ton wurde einst von 1000 Meter Eis überdeckt. Die Eismassen quetschten den Boden und konservierten die Skelette der im Meer verendeten Tiere. Nur in der Atacama-Wüste in Chile und im Ica-Becken in Peru gibt es vergleichbare Funde. "Einer von unserem Team ist jetzt beim Tonabbau immer dabei, um die freigelegten Stellen zu sondieren", berichtet Malchow.

Die Grube und die Fundstücke machten den kleinen Ort mit nur 150 Einwohnern berühmt. "Du hast es geschafft, unser Dorf weltweit bekannt zu machen", sagte Bürgermeister Thomas Stich und zeichnete Höpfner mit der Ehrenbürgerwürde von Groß Pampau aus. Zehn Tiere wurden in der Kies- und Tongrube bereits freigelegt, darunter sechs Bartenwale und zwei Zahnwale. Die Gemeinde trägt in ihrem Wappen mittlerweile einen Wal.