Asthmabund: Zahl der Allergiker nimmt zu, Zahl der Fachärzte hingegen ab

Die Frau ist sehr dünn. "Keiner kann mir helfen, was soll ich tun", will sie von Elke Alsdorf wissen. Bis vor fünf Jahren leitete diese die norddeutsche Geschäftsstelle des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) in Schwarzenbek, jetzt ist die Pensionärin mit dem Allergiemobil des Verbandes zurück. Auf dem alten Markt beriet sie gestern Hilfesuchende: Mit ihrer dünnen Gesprächspartnerin klärte sie ab, ob es sich um eine Allergie oder eine Lebensmittelunverträglichkeit handeln könnte, gab ihr ein Ernährungstagebuch mit um die Symptome genauer zuordnen zu können und empfahl einen Facharzt in Hamburg.

Mit der nächsten Besucherin machte sie einen Lungenfunktionstest: Die Frau weiß, dass sie unter Heuschnupfen leidet, hatte jetzt aber auch Atemnot. "Die Leute gehen heute in die Apotheke und kaufen sich ein Mittel gegen Heuschnupfen, ohne zu wissen, dass daraus einmal Asthma werden kann", kritisiert Alsdorf das Gesundheitssystem. "Vergiss mein nicht" heißt die aktuelle Unterschriftenaktion des DAAB, denn der Verband geht davon aus, dass 30 Millionen Kinder und Erwachsene in Deutschland von Allergien betroffen sind, aber nur zehn Prozent adäquat behandelt werden. Denn nur noch 1,5 Prozent der Ärzte besitzen eine allergologische Zusatzausbildung und die Zahl der Fachpraxen ist seit 2007 um rund 30 Prozent geschrumpft.

"Wenn ich eine gute Diagnostik will, muss ich mir Zeit nehmen", so Alsdorf. Da jedoch der Zeitaufwand und teure Untersuchungen nur im Rahmen von Pauschalregelungen bezahlt würden, habe die Zahl der Allergologen stetig abgenommen - mit fatalen gesundheitlichen Folgen: Ein unbehandelter Heuschnupfen wird in 40 Prozent aller Fälle zum Asthma.

Eine gänzlich andere Position nimmt das Bundesgesundheitsministerium ein: Dort sieht man keinen Handlungsbedarf, geht sogar von einer "signifikanten" Abnahme bei Allergien aus. Die zugrunde liegende Studie des Robert-Koch-Instituts wird in Fachkreisen jedoch kritisiert. Alsdorf: "Dass viele Patienten keine Diagnose haben, weil sie sich in der Apotheke selbst versorgen, wird darin nicht berücksichtigt." Richtig ist allerdings, dass es einen Rückgang bei Kontaktallergien gibt, weil die Aufklärung funktioniert, es zudem Alternativen etwa zu Nickel und Latex in Schmuck oder Kleidung gibt.

Wer sich von Alsdorf beraten lassen will: Das Allergiemobil ist heute jeweils von 10 bis 16 Uhr in Glinde (Markt 17) und am Mittwoch auf dem Johann-Adolf-Hasse-Platz in Bergedorf.