Erster Weltkrieg: Heute vor 100 Jahren begann die Mobilmachung - Denkmale erinnern an die Opfer

Mit der Kriegserklärung an das russische Zarenreich am 1. August 1914 und der am 2. August erfolgten Mobilmachung begann heute vor 100 Jahren für die Deutschen der Erste Weltkrieg. Keine drei Wochen später hatte das damals etwa 1800 Einwohner zählende Dorf Schwarzenbek das erste Opfer zu beklagen: Grenadier Walter Heitmann, Sohn der Hufnerwitwe Heitmann, wurde an der Westfront verwundet und verlor seinen rechten Arm. Mit einer Ehrentafel wurde er nach Hause entlassen: 61 jungen Männern aus Schwarzenbek, acht aus Grove, zwei aus Radekamp und einem Grabauer erging es nicht so gut: Sie starben im Verlauf des vier Jahre dauernden Krieges.

"Wir wissen nicht, wie viele Schwarzenbeker überhaupt einzogen waren und wie viele als Kriegsversehrte heimgekehrt sind", sagt Stadtarchivarin Dr. Anke Mührenberg. Die Zahl der Toten und ihre Namen sind jedoch auf einer hölzernen Gedenktafel überliefert, die am 3. September 1922 in der St.-Franziskus-Kirche enthüllt wurde. Heute hängt die Tafel im "Friedensraum" der Friedhofskapelle an der Möllner Straße, der sonnabends und sonntags geöffnet ist.

Ein Jahr später, am 23. Juli 1923, wurde der Gedenkstein an der Kollower Straße aufgestellt. Auf der Rückseite haben die Initiatoren, die aus völkisch-nationalen Kreisen stammten, folgenden Spruch auf Plattdeutsch einmeißeln lassen: "Von de trüchkamen Kameraden un Frünn in harte Tied. 1922/1923 sülben upbugt. Stoht fast! Holt fast! Blievt fast!" (Von den zurückkehrten Kameraden und Freunden aus harten Zeiten. Steht fest! Haltet fest! Bleibt fest!). Für Mührenberg stehen diese Steine, die es in fast allen Orten gibt, im deutlichen Gegensatz zu den "Heldendenkmälern" früher Kriege. "Diese Denkmäler wurden aufgestellt, weil die Menschen keine Gräber hatten, an denen sie trauern konnten", sagt die Archivarin. "Bestattet in fremder Erde" - dieser Satz findet sich auf vielen damaligen Traueranzeigen.

Deren Ton wurde, je länger der Krieg dauerte und je mehr Opfer es gab, zunehmend bitterer. 1914 hatten die Schwarzenbeker den in Zügen die Stadt durchquerenden Soldaten noch zugejubelt, ihnen Butterbrote und Zigaretten zugesteckt. Die Sympathie galt wohl eher den Soldaten, weniger dem Krieg selbst. Hermann Lorenz, Herausgeber der Schwarzenbeker Nachrichten, schrieb am 6. August 1914 über die Stimmung im Ort: "Das fröhliche Lachen der Menschen ist verstummt, die Sorge um die Zukunft beschäftigt uns alle."

Für den morgigen Sonntag, 10 Uhr, lädt Pröpstin Frauke Eiben unter dem Motto "Richte unser Füße auf den Weg des Friedens" zum Gedenk- und Friedensgottesdienst in die St.-Petri-Kirche an der Barlachstraße in Ratzeburg ein.

Über den Beginn des Ersten Weltkriegs referiert am Donnerstag, 7. August, um 19.30 Uhr Professor Eckardt Opitz von der Hamburger Bundeswehr-Uni im Möllner Stadthauptmannshof, Hauptstraße 150 (Eintritt: fünf Euro).