Camps in Gudow und an der Ostsee

"Den Steppke hab' ich am meisten vermisst", sagt Bent-Ole Stamer und drückt seinen Bruder Iven (5) an sich, um dann mit einem Seitenblick auf seine Eltern hinzuzufügen: "Euch natürlich auch." Dem zehnjährigen Jungen aus Breitenfelde ging es wie vielen Teilnehmern des neuntägigen "Experience"-Camps, das der Kreisjugendring (KJF) in der ersten Ferienwoche in der ehemaligen Gudower Schule angeboten hat: Zum ersten Mal waren sie ohne Eltern im Urlaub. Ein wenig Heimweh habe er schon gehabt, gibt Bent-Ole zu, das sei aber schnell verflogen: "Hier gab es so viel zu tun."

Auch die 14-jährige Lisa Scherkl aus Schwarzenbek, die gemeinsam mit Schwester Anna (11) das Camp besuchte, hat ihre Eltern vermisst - noch mehr allerdings ihre Freundinnen: "Wir konnten nicht chatten, aber das war nicht so schlimm." Der Grund: Im Camp waren Smartphones nicht erwünscht. "Das war keine Verpflichtung, sondern ein Wunsch von uns", so der KJR-Vorsitzende Jens Pechel - an den sich die Teilnehmer gehalten haben. So waren auch Gisela und Martin Scherkl gespannt, was ihre Töchter denn so alles erlebt haben.

Und das war eine ganze Menge: In insgesamt zehn Themen-Camps konnten sich die 82 Teilnehmer im Alter von zehn bis 16 Jahren unterstützt von mehr als 30 Helfern und Betreuern ausprobieren. Entstanden ist unter anderem eine Musik-CD mit selbst getexteten Rap-Songs, über den Offenen Kanal Lübeck sendeten die Kinder und Jugendlichen ein eigenes Radioprogramm, berichteten im Internet über das Camp oder schufen im Art- oder Nature-Camp nachhaltige Holzprodukte, die jetzt Gudow verschönern: Eine Kräuterschnecke für die Kita, renovierte Holzbänke für die Spaziergänger und mit Tierfiguren bemalte und zurecht gesägte Eichenbohlen, die jetzt den Parkplatz im Dorfzentrum zieren.

In das Camp wurde auch das Asylbewerberheim des Kreises einbezogen. KJR-Organisatorin Ute Ostendorf: "Als klar war, dass wir das Camp in Gudow machen, habe ich mich gleich an die Diakonie gewendet." Vier Kinder kamen zum Auftakt von denen letztlich einer die ganze Woche im Camp verbrachte. Als Dankeschön bereiteten die Asylbewerber den Camp-Bewohnern im Gudower Pastorat eine Mahlzeit mit Falafel und Couscous-Salat zu.

Das "Experience"-Camp ist neu im Angebot des KJR: Bisher gab es im zweijährigen Wechsel das Stadtspiel in Mölln oder die Kreistour. "Mit der Kreistour haben wir mittlerweile alle Orte besucht, die in ihren Schulen Platz für uns hatten", sagt Ostendorf. Die Idee für die neue Ferienaktivität ist im Aktiv-Team entstanden. "Das sind junge Teamer, die sich treffen und Ideen entwickeln", so Ostendorf. Ziel bei "Experience" sei es, anders als beim Stadtspiel noch tiefer und intensiver in die Workshops einzusteigen, für die zum Teil Profis engagiert oder Handwerker aus dem Ort gewonnen werden konnten. Für die 14-jährige Lisa ist das Konzept aufgegangen: "Ich werde im nächsten Jahr auf jeden Fall wieder dabei sein."

* Ebenfalls von einer Ferienfreizeit zurückgekehrt sind gestern zehn Kinder der Kita St. Elisabeth: Die Deutsche Fernsehlotterie hatte ihnen einen Aufenthalt in Dahme an der Ostsee ermöglicht. Im Camp, das von der Zirkusfamilie Traber geleitet wird, konnten die Kinder Kunststücke einüben, aber auch in der Ostsee baden. Insgesamt 400 Kinder aus einkommensschwachen Familien können dank der Fernsehlotterie in diesem Jahr spannende Ferienwochen erleben.