Spendensammlung: Seniorenheim sagte Schülern ab

Bundesweit mehr als 80 000 Schüler an 673 Schulen tauschten am gestrigen Sozialen Tag die Schulbank gegen einen Arbeitsplatz ein. Bei Firmen, Nachbarn oder Verwandten übernahmen sie Tätigkeiten und spendeten ihren Lohn für den Verein "Schüler helfen Leben". Doch ausgerechnet in Schleswig-Holstein, hier feierte die Aktion 1998 Premiere, gab es Probleme (wir berichteten).

Groß war die Verwirrung gestern in der Seniorenresidenz an der Berliner Straße: Dort hatten sich ursprünglich sechs Jugendliche im Alter zwischen 11 und 15 Jahren für den Tag angemeldet. Doch weil das Ministerium im Vorwege widersprüchliche Aussagen über die Zulässigkeit der Beschäftigung der unter 14-Jährigen machte und zur Beachtung des Jugendarbeitsschutzgesetzes mahnte, sagte die Residenzleitung um Bärbel fünf jüngeren Schülern ab.

Im Nachhinein unnötig, wie sich herausstellte. Thomas Schunck, Sprecher des Bildungsministeriums, hatte in der vergangenen Woche in unserer Zeitung ausdrücklich betont, dass Gruppenarbeit erlaubt sei und das Angebot der Seniorenresidenz gelobt. Dort arbeitete letztlich nur Michelle Hürlemann. Die 15-Jährige bekam Einblicke in den Alltag der Senioren, unterhielt sich mit ihnen, schälte Erdbeeren. Die Mitarbeiterin Ursel Becker ärgerte sich im Nachgang über die Absagen: "Das ist schon sehr traurig. Im nächsten Jahr funktioniert die Kommunikation hoffentlich besser."

Dennoch beteiligten sich allein in Hamburg und Schleswig-Holstein rund 40 000 Schüler an der gestrigen Aktion. Jan-Nicholas Vogt, Pressesprecher von "Schüler helfen Leben", rechnet wie schon im Vorjahr mit Einnahmen in Höhe von 1,5 Millionen Euro. Das Geld soll für Bürgerkriegsflüchtlinge rund um das bosnische Tuzla sowie für die Einrichtung eines Kindergartens im Flüchtlingscamp Zaatari an der jordanisch-syrischen Grenze verwendet werden.

Die Stadt Schwarzenbek beteiligte sich nicht an der Aktion: Der zu spendende Lohn gilt als "freiwillige Leistung", die wegen der Konsolidierung des Haushalts nahezu komplett gestrichen wurden.