Bürgermeister: Die Kandidaten im Doppelinterview

Aus vier mach zwei: Ute Borchers-Seelig (parteilos) und Christian Carstensen (SPD) konkurrieren um das Amt des Verwaltungschefs im Rathaus. Darüber können an diesem Sonntag in einer Stichwahl noch einmal über 12 000 Schwarzenbeker abstimmen. Unsere Zeitung gab den Anwärtern noch einmal Gelegenheit, ihre Standpunkte darzulegen.

Im Internet tobt eine Schlammschlacht mit gegenseitigen Anschuldigungen Ihrer jeweiligen Unterstützer. Sie hatten sich am 25. Mai einen fairen Wahlkampf versprochen: Wie fair ist er verlaufen?

Ute Borchers-Seelig:

Mir war es wichtig, dem Mitbewerber dieses Versprechen abzuringen. Den von ihm und seinem Team geführten Wahlkampf finde ich mittlerweile erschreckend. Wer als Kandidat Verleumdungen und Anschuldigungen gegen mich verbreitet und unterstützt, muss sich fragen lassen, ob er die erforderliche Seriosität für das Amt eines Bürgermeisters mitbringt. Wir haben einen fairen Wahlkampf geführt - emotionsfrei, sachorientiert und tolerant.

Christian Carstensen:

Frau Borchers-Seelig hat in den letzten zwei Wochen viel Geld ausgegeben, um eine beleidigende Karikatur erstellen und als Anzeige veröffentlichen zu lassen. Außerdem hat sie sich einen mich diffamierenden Leserbrief zu eigen gemacht und persönlich übers Internet weiterverbreitet. Jeder kann für sich entscheiden, ob dies faire Beiträge zum Wahlkampfendspurt waren. Von mir hat es jedenfalls keine derart ausfallenden Aktivitäten gegeben.

Herr Carstensen, ein Slogan Ihrer Unterstützer ist: Es darf kein "Weiter so" in der Stadt geben. Wie wollen Sie als potenzieller Verwaltungschef die entsprechenden Mitarbeiter für sich gewinnen?

Carstensen:

Ich weiß aus vielen Gesprächen mit Verwaltungsmitarbeitern, dass diese sich über eine bessere Zusammenarbeit der verantwortlichen Personen freuen würden. Unabhängig davon wird es natürlich meine Aufgabe als neuer Bürgermeister sein, mit den Beschäftigten viele Gespräche zu führen und ihre Kompetenzen aufzugreifen.

Frau Borchers-Seelig, vier von fünf Fraktionen werben für einen "Neuanfang" mit Christian Carstensen. Wie stellen Sie sich wiederum im Falle eines Wahlsieges die Zusammenarbeit mit diesen Politikern vor, die Sie zum Teil ablehnen?

Borchers-Seelig:

Seit gut zwei Jahren arbeite ich jetzt für die Stadt. Die Fraktionen haben in dieser Zeit meine Arbeit auch mehrmals öffentlich als hervorragend bezeichnet. Von einer Ablehnung kann keine Rede sein.

Viele städtische Immobilien stehen leer. Was soll aus Ihrer Sicht aus der Realschule und der auslaufenden Regionalschule werden?

Borchers-Seelig:

Viele? Das betrifft doch nur die Realschule. Hierzu liegt ein politischer Beschluss vor, dass eine Machbarkeitsstudie die weitere Nutzung des Gebäudes aufzeigen soll. Was die Regionalschule betrifft, ist zu beachten, dass es sich um eine Verbandsschule handelt, da sind die anderen Gemeinden zu beteiligen. Aber wo Kitaplätze geschaffen werden, muss auch an Hortplätze gedacht werden. Der Bedarf an festen Grundschulzeiten und auch offenen Ganztagsangeboten hat stark zugenommen, sodass davon ausgegangen werden kann, dass nicht mit Leerstand zu rechnen ist.

Carstensen:

Die zahlreichen Leerstände, nicht nur städtischer Gebäude, sind ein großes Problem. Deshalb hoffe ich, dass die auf den Weg gebrachte Machbarkeitsstudie zur ehemaligen Realschule uns allen einen gangbaren Weg aufzeigen wird. Auch für alle anderen Gebäude gilt, dass wir uns in Zukunft nicht mehr mit vorhandenem oder zu erwartendem Leerstand abfinden dürfen, sondern uns zügig um eine sinnvolle Nachnutzung bemühen müssen.

Die Innenstadt wird von der B 209 durchschnitten: Was ist Ihr Konzept für eine Belebung der City, Frau Borchers-Seelig?

Borchers-Seelig:

Die Innenstadt kann nicht isoliert betrachtet werden. Der Verkehr, der aus der City verbannt wird, findet einen anderen Weg. Da müssen wir aufpassen, dass das nicht zu Lasten anderer Wohngebiete passiert. Verkehrsprobleme gibt es schon. Eine Belebung kann auf verschiedenste Art erfolgen, etwa durch Einzelhandel, Kunst, Kultur sowie "Innenstadtmöblierung".

Ist die Konsolidierung auf einem guten Weg, Herr Carstensen?

Carstensen:

Nimmt man die Aussagen des jetzigen Bürgermeisters, dann sind die Verbesserungen im Wesentlichen durch Mehrerträge bei den Gewerbesteuern und durch die Konsolidierungshilfen zu Stande gekommen. Viel zu wenig wird erwähnt, dass auch die Bürger direkt durch höhere Abgaben oder indirekt, etwa durch höhere Vereinsbeiträge, zur Konsolidierung beigetragen haben. Trotzdem ist die Verschuldung der Stadt immer noch erschreckend hoch. Daher möchte ich im Rahmen eines Bürgerhaushaltes zusammen mit der Stadtvertretung, den Bürgern sowie den Gewerbetreibenden darüber sprechen, wie sich die Finanzlage dauerhaft verbessern lässt.