Landgericht: Angeklagter bedauert sich selbst am meisten

Die fünfjährige Laura (Name geändert) musste ein furchtbares Geheimnis hüten. "Wenn du etwas verrätst, werden wir beide sehr krank", hatte ihr Vater dem Kind gedroht. Doch Laura war schon seelisch schwer krank. Ihr Vater hatte sie rund ein Jahr lang immer wieder sexuell missbraucht.

Irgendwann konnte sie das schreckliche Geheimnis nicht mehr für sich behalten. Gegenüber einer Ergotherapeutin plauderte sie alles aus - zunächst nur in Andeutungen, dann aber mit allen brutalen Einzelheiten. Die Therapeutin alarmierte daraufhin das Jugendamt. Seit gestern wird vor dem Landgericht Lübeck gegen den Vater Thorsten W. (29) aus Schwarzenbek verhandelt.

Der Angeklagte macht es dem Gericht bei der Aufklärung des Sachverhalts nicht leicht. Auf die Fragen der Vorsitzenden Richterin Helga von Lukewicz nickt er nur oder schüttelt den Kopf. Schließlich begräbt er sein Gesicht in den Händen und weint. Zu jedem der neun angeklagten Einzelfälle muss die Richterin ihre Fragen mehrmals wiederholen, die Antworten sind trotz des eingeschalteten Mikrofons kaum zu verstehen. Sogar seine Verteidigerin verliert allmählich die Geduld - immer wieder schubst sie ihren Mandanten von der Seite an. Am Ende gesteht Thorsten W. ein ganzes Bündel kaum zu ertragender Scheußlichkeiten. Er hatte mit seiner kleinen Tochter sexuell verkehrt wie mit einer erwachsenen Frau.

Wo war eigentlich die Mutter? "Ich habe es nur dann getan, wenn meine Frau nicht im Hause war", sagte der Angeklagte. Er habe "tierische Angst" gehabt, dass seine Frau etwas erfahren könnte. Der 29-jährigen Mutter waren Lauras schwere Angstzustände aufgefallen, trotzdem hatte sie erst sehr spät reagiert und ihren Mann aus der Wohnung geworfen. Beiden Eltern wurde das Sorgerecht entzogen, Laura lebt jetzt in einem Heim.

Mit der Trennung komme er überhaupt nicht zurecht, jammert W., und auch seine Tochter fehle ihm sehr. "Die Einsamkeit macht mich fertig, niemand mag mich, ich habe auch schon an Selbstmord gedacht."

Der Prozess wird am 17. Juni fortgesetzt, dann soll auch das Urteil ergehen.