Schmuckstücke: Rolf Kettenring schätzt den Wert

Ilse G. (Name geändert) aus Schwarzenbek ist fassungslos: "Was? So wenig?" Die Frau hatte ihren Goldring besetzt mit zwei Diamanten mit zur Messe "Kunstgenuss und Gartenlust" auf Schloss Wotersen gebracht - aber nicht, damit er an ihrem Finger glänzte, sondern um ihn von Rolf Kettenring auf seinen Wert schätzen zu lassen.

Kettenring ist Diamantengutachter und war zum ersten Mal auf der Messe vertreten. Normalerweise kauft und verkauft er Wertvolles bei Antiquitätenbörsen, aber: "Die Veranstaltung und das Ambiente hier gefallen mir sehr gut."

Zum Schätzer Kettenring kommen Leute aus allen Gesellschaftsschichten - ob einfache Verkäuferin oder schwerreicher Geschäftsführer. Nicht immer muss Geldnot bei der Veräußerung von wertvollem Schmuck, Uhren oder Antiquitäten die Triebfeder sein. Manchmal erleichtert es im Todesfall die Nachlassregelung: "Geld lässt sich gut teilen", weiß Kettenring.

Geld verdienen möchte Kettenring auch. Er kalkuliert deshalb bei allen Wertgegenständen eine Gewinnspanne für sich ein. Dabei müssen seine Kunden die Grundlagen bei der Produktherstellung verstehen: den Materialwert (beispielsweise den Goldpreis oder Preis der Edelsteine), den Zeitwert (ältere klassische Stücke sind wertvoller als Designerklunker) und den Wiederbeschaffungswert. Dazu kommen weitere Indikatoren wie der Arbeitslohn des Goldschmieds, die zwar den Neupreis beeinflussen, aber bei einer späteren Veräußerung nicht unbedingt wieder erzielt werden können. Deshalb hätte Ilse G. auch für ihren Modeschmuck nur den reinen Materialwert erzielt. Für den Experten alltägliches Geschäft: "Diesen Wertverlust verstehen Kunden oft nicht."

Kettenring, der ein Geschäft in Baden-Baden besitzt, zeigte in Wotersen auch anderweitig edle Dinge wie Silber- und Bronzepokale oder französisches Glas. Und auch ein besonderes dreiteiliges Kaffeeset mit der höchsten Silberlegierung. Aus Paris, gefertigt in der Epoche von 1920-1945. Dieses Prachtexemplar erstand Kettenring aus einer Privatsammlung. "5900 Euro wäre die Verhandlungsbasis. Wirkliche Schmuckstücke sind rar gesät", sagt der Diamantkenner mit 30 Jahren Berufserfahrung. Diese Summe ist aber nichts gegen den Brillanten, den Kettenring zuletzt veräußerte. Der erzielte einen Wiederverkaufswert von 50 000 Euro.