Wahlsonntag: 12 240 Schwarzenbeker sind aufgerufen, den Bürgermeister zu wählen

Es war Kämmerin Ute Borchers-Seelig, die am 21. Januar dieses Jahres als erste in unserer Zeitung bekannt gab, sich um das Bürgermeisteramt zu bewerben und damit den Wahlkampf eröffnete. Seitdem haben Borchers-Seelig (unabhängig) und ihre drei Mitbewerber Heike Wladow (CDU/Grüne), Jan Piossek (unabhängig) und Christian Carstensen (SPD/FDP) an Wahlständen und auf insgesamt vier Podiumsdiskussionen um die Stimmen der 12 240 wahlberechtigten Schwarzenbeker geworben.

Zugelassen zur Wahl, die am Sonntag mit Abstimmung über das Europaparlament zusammenfällt, sind Deutsche und EU-Bürger ab 16 Jahre. 1091 von ihnen haben Briefwahlunterlagen angefordert. Zum Vergleich: Bei der letzten Bürgermeisterwahl 2008 gab es 768 Briefwähler. Auch wenn nicht alle ihre Unterlagen ausfüllen werden, ist dies für Wahlleiterin Petra Scheerer dennoch ein Anzeichen für eine hohe Wahlbeteiligung. Ab 18 Uhr ist am Sonntag der Festsaal des Rathauses geöffnet. Ausgezählt werden zunächst die Stimmen der Europawahl. Scheerer rechnet damit, dass ab 19 Uhr die ersten Ergebnisse der Bürgermeisterwahl einlaufen und im Saal auf einer Leinwand präsentiert werden. Fünf Tage vor der Wahl haben wir die Kandidaten um eine Bilanz gebeten.

Nach fast drei Monaten Wahlkampf: Was ist Ihr Fazit?

Borchers-Seelig: Es war eine tolle Erfahrung, auf die ich nicht verzichten möchte. Ich habe viele Leute kennengelernt und konstruktive Gespräche geführt. Wladow: Der Wahlkampf war fair und es war eine sehr informative und interessante Zeit. Carstensen: Es lohnt sich, sich für Schwarzenbek mit ganzer Kraft einzusetzen, denn die Probleme der Stadt sind nach teilweise jahrelangem Stillstand lösbar. Piossek: Ich konnte unheimlich viele Erfahrungen sammeln, mich mit vielen Bürgern und Institutionen austauschen und ungemein viel lernen.

Welches Problem der Stadt haben sie möglicherweise überschätzt, welches unterschätzt?

Carstensen: Ich hatte vor dem Hintergrund der niedrigen Beteiligung an der Kommunalwahl große Sorgen bezüglich des Interesses an der Bürgermeisterwahl. Nach den vielen Kontakten kann ich sagen, dass ich das Interesse der Bürger an der Wahl wohl ein wenig unterschätzt habe - und das freut mich sehr. Piossek: Der Frust der Wähler über Verwaltung und Politik ist größer als ich angenommen habe. Bei fast jedem Gespräch wurde mir mitgeteilt, was aus Sicht der Bürger schief läuft, dass sie nicht ernst genommen und entsprechend unterstützt werden. Für den zukünftigen Verwaltungschef wir es ein hartes Stück Arbeit, dieses verloren gegangene Vertrauen wieder aufzubauen. Borchers-Seelig: Grundsätzlich habe ich die Botschaft erhalten, dass die Menschen gerne in der Stadt leben. Unterschätzt habe ich die Sorge der Bürger um die vielen Baugebiete, Infrastruktur, Geschwindigkeiten und Ampelanlagen in der Stadt. Erlebt habe ich aber auch Politikverdrossenheit und Resignation nach dem Motto - es ändert sich ja doch nichts.

Was würden sie im Wahlkampf heute anders machen?

Wladow: Das ist mein dritter Wahlkampf. Zwei Mal bin ich bei einer Kommunalwahl angetreten und jetzt bei der Bürgermeisterwahl. Rückwirkend würde ich nichts anders machen. Piossek: Ich würde meinen Wahlkampf wieder genauso führen. Meine Kandidatur wurde sehr positiv aufgenommen. Es gibt viele Bürger mit tollen Ideen, man muss ihnen nur zuhören. Carstensen: Wir haben in diesem Wahlkampf die Themen der Stadt aufgegriffen und im Rahmen von zahlreichen Veranstaltungen und Gesprächen über mögliche Lösungsansätze diskutiert. Viele Schwarzenbeker, die sich eine Veränderung in dieser Stadt wünschen, reagieren darauf sehr positiv. Es gibt zum jetzigen Zeitpunkt also keinen Grund, darüber nachzudenken, was wir hätten anders machen können. Borchers-Seelig: Eigentlich nichts, denn mir ist es wichtig, meine Authentizität zu bewahren. Vielleicht würde ich Nuancen ändern, aber nichts Elementares. Durch das durchweg positive Feedback aus der Bevölkerung fühle ich mich in meiner Art und Weise bestätigt.

Wie werden sie den Wahlsonntag verbringen?

Piossek: Den Sonntag werden meine Frau, unser Hund und ich mit seinem Spaziergang beginnen. Nach dem Frühstück gehen wird dann wählen. Für den Abend ist geplant, zusammen mit der Familie und Freunden auf das Wahlergebnis zu warten. Carstensen: Den Wahlabend werde ich zusammen mit denjenigen, die mich in den letzten Tagen und Wochen mit großem Einsatz so tatkräftig unterstützt haben, ab 18 Uhr bei einer Wahlparty in Schröders Hotel verbringen. Borchers-Seelig: Auf den Sonntag hier in Schwarzenbek freue ich mich, weil ich in Ruhe in die Kirche gehen werde und den Tag mit meiner Familie zusammen sein kann. Sie wird mich abends auch ins Rathaus begleiten. Wladow: Den Wahlsonntag verbringe ich zu Hause in Schwarzenbek. Am Abend werde ich wie bei jeder Wahl ins Rathaus gehen, um dort auf das Einlaufen der Ergebnisse zu warten.