100 Jahre: Paralympics-Siegerin Kirsten Bruhn gratuliert mit selbstgemaltem Bild

"Ihr seid älter als Ihr denkt", mit dieser Erkenntnis hatte der vor zwei Jahren verstorbene Gülzower Heimatforscher Wolfgang Möller den DRK-Ortsvorsitzenden Udo Dochan vor vier Jahren überrascht. Bisher ging das DRK davon aus, dass der Gründungstermin 1927 war. Müller war aber auf einen kirchlichen Bericht über die Tätigkeit des Pastors Mau gestoßen, in dem es hieß: "Im Februar 1914 gründete der Pastor einen Vaterländischen Frauenverein, der 89 Mitglieder zählt und ebenfalls der Kranken und Armen sich annimmt." Im Dorf gab es damals schon die Freiwillige Feuerwehr, den SPD-Ortsverein und den Schützenverein. Die gibt es, wie auch das DRK, noch heute - und dazu weitere zwölf Vereine.

Frauenvereine gab es zu der Zeit fast in jeder größeren Ortschaft schon um 1890. Im Ersten Weltkrieg wurden sie unter dem Zeichen des Roten Kreuzes zusammengefasst. Über die Tätigkeit des Gülzower Ortsvereins haben die Mitglieder eine umfangreiche und lesenswerte Chronik mit vielen Dokumenten und Fotos zusammengestellt, die für zehn Euro erworben werden kann. Da ist zum Beispiel von der Anschaffung eines "Margaretenschrankes" für das Dorf im Jahr 1927 die Rede. Der Schrank enthielt Krankenpflegeartikel, mit denen den Armen und Bedürftigen geholfen wurde. Die Einrichtung eines solchen Schrankes geht auf die Stiftung des Bauern Johannes Adolf Jakobsen zurück, der seiner Gemeinde Norderbrarup einen solchen Schrank spendete. Die Idee verbreitete sich schnell in Schleswig-Holstein. Das Möbelstück, das im Pastorat stand, enthielt unter anderem Inhalationsapparate, Eiterbecken, Katheter, Nachtlampen, Wärmflaschen, Steckbecken und Injektionsspritzen.

Auch über die vielen Veranstaltungen des Ortsvereins ist in der Chronik zu lesen. Dazu gehören Ausflüge, die seit 1929 unternommen wurden. Mit dem Lastauto oder Bussen fuhren die Gülzower nach Bad Segeberg, Schwerin, in dem Hamburger Zoo und zum Schaalsee. Seit 1927 gibt es die Weihnachtsfeiern, die noch heute ein Höhepunkt im Veranstaltungskalender des Dorfes sind. "Die Arbeit war früher eine andere. Die Menschen waren arm und litten Not. Diese galt es zu lindern", erinnert Bürgermeister Wolfgang Schmahl.

Heute organisiert das DRK, das 164 Mitglieder hat, die Blutspendetermine, lädt zu Ausfahrten ein, engagiert sich beim Kinder- und Sommerfest. Während des Festaktes mit 125 Gästen in der Schützenhalle Linautal gratulierten am Sonnabend zahlreiche Redner den DRK-Mitgliedern und überreichten dem Vorsitzenden Udo Dochan Geschenke für den Verein. Ein ganz besonderes kam von Kirsten Bruhn, dreifache Goldmedaillengewinnerin bei den Paralympics und seit 2011 Botschafterin des DRK-Landesverbandes. Sie schenkte dem DRK-Ortsverein ein selbstgemaltes Bild mit einem großen Herz. "Denn Ihr habt viel Herz und ich wünsche Euch, dass es so bleibt", sagte sie.