Rettungshundestaffel: Training für den Ernstfall im ehemaligen Jugendtreff

"Nala" geht es wie ihren Artgenossen. Die Dalmatiner-Mischlings-Hündin ist in Wallung. Aufgeregt bei der Erkundung des unbekannten Gebäudes. Dort, wo früher in Schwarzenbek die Post und der Jugendtreff beheimatet waren. "Nala" läuft aufmerksam durch den ersten Stock, bellt ein paar Mal, bevor das Tier über die Treppe ein Stockwerk höher stürmt. Wenige Augenblicke später ist ihre Mission erfüllt. Hinter einer Tür hat der Vierbeiner einen Menschen aufgespürt.

Menschen sind bei diesem Training der DLRG Rettungshundestaffel Kreis Stormarn nur Beiwerk. Die Hauptprotagonisten heißen neben "Nala" noch "Charlie", "Wilma" oder "Finley". Sie gehören zu den 16 Tieren der Suchhundestaffel, die im leer stehenden Gebäude am Markt "verschollene" Menschen erschnüffeln. Speziell ausgebildete Hunde beherrschen auch die Suche nach im Wasser versunkenen Menschen.

Schon an Land ein Problem. Knut Harder: "Der menschliche Geruch verteilt sich im Gebäude. Der Hund lernt bei uns, sich immer wieder den frischer werdenden Geruch rauszusuchen", sagt der Staffelführer. Eine extrem schwierige Aufgabe, denn die Zielpersonen sind zuvor kreuz und quer durch das verwaiste Haus gewandert.

Als erstes ist "Charlie" an der Reihe. Einer von zwei sogenannten "Mantrailern" der Stormarner. "Mantrailer" sind im Vergleich zu anderen Suchhunden in der Lage, sich trotz diverser menschlicher Gerüche und reichlich Ablenkung nur auf die Geruchsmerkmale des Gesuchten zu fokussieren.

Aufgabe für den Schnauzer-Bobtail-Mix: Vanessa ist in dem dreigeschossigen Gebäude (plus Keller) verschwunden. Zu Beginn bekommt der Hund eine Geruchsprobe des Vermissten vor die Nase - und dann wetzt der "Mantrailer" los, durchstreift die untere Etage, dann weiter. Susanne Harder hat größte Mühe, an der Leine mitzukommen. Nach wenigen Minuten hat "Charlie" Vanessa gefunden - und bekommt von ihr gleich ein paar Leckerlis und zum Spielen einen quietschenden Ball angeboten - Belohnung für die erfolgreiche Suche.

Zweimal wöchentlich treffen sich Harder, Vize Andreas Böttcher und weitere 18 Gruppenmitglieder zur Probe für den Ernstfall. Das Gebäude in der Schwarzenbeker City ist aufgrund seiner Größe und Weitläufigkeit außergewöhnlich. "Solche Gebäude sind Highlights", sagt Böttcher. Zuletzt übten sie auch im mittlerweile abgerissenen Diestel-Gebäude an der Lauenburger Straße, in Waldgebieten und diversen Kieskuhlen. Die Suche in beengten Häusern ist wichtig für die Praxis. Harder: "Die Feinsuche hilft auch in der Fläche, weil der Hund lernt, auch feinere Gerüche auseinanderzuhalten."

Erst am Wochenende rückte er mit seiner Crew in Schwarzenbek aus. Ein 39-Jähriger wurde vermisst. Schon der 18. Einsatz dieses Jahr. "In vielen Fällen geht es gut aus. Wir haben aber auch schon Verstorbene gefunden", berichtet Harder nachdenklich.

Was mit dem Gebäude Markt 6 bis 8 konkret geschieht, bleibt weiter unklar. Bis zum Sommer wird die Rettungshundestaffel dort weiter üben dürfen. Käufer Marcel Rafi Bakhsh stellte es zur Verfügung. Andreas Böttcher nahm Kontakt zu dem Architekten aus Wittenburg auf, der aber weiter zu konkreten Vorhaben schweigt. "Er hat uns gesagt, dass er die ehrenamtliche Arbeit gern unterstützen möchte." Nach Abriss des Gebäudes soll ein Geschäftshaus mit Praxen entstehen.