Vortrag: Gartenliebhaberin referiert über die Herkunft der Gartenpflanzen

Der Andrang in den Gartenmärkten ist groß, die Auswahl riesig: Rhododendren, Azaleen, Rosen und Lebensbäume werden in fast allen Gärten gepflanzt. Was aber kaum bekannt ist: Um das Jahr 1500 herum wuchs davon bei uns nichts. Auch Tomaten, Gurken, Kartoffeln, Mais, Auberginen und Zucchini kannten die Menschen nicht.

"Sie ernährten sich von Beeren und Kräutern wie den Vitamin-C-Spendern Scharbockskraut und Sauerampfer. Außerdem gab es Mädesüß, ein Kraut, das Salizylsäure enthält und auch als Medizin diente", sagt Karin Wiedemann. Die pensionierte Staatssekretärin und Gartenliebhaberin hielt vor den Mitgliedern des DHB Netzwerks Haushalt einen Vortrag über die Herkunft der Gartenpflanzen in Schröders Hotel und berichtete dabei über jede Menge Wissenswertes aus der Pflanzenwelt.

Eine der ältesten Nutzpflanzen ist die Ackerbohne, die im 1. Jahrhundert v. Chr. auftauchte. Zuvor gab es nur Linsen und Bohnen. Zusammen mit den Bohnen und etwas Fleisch wurden sie zu Eintopf verarbeitet. Etwa 100 v. Chr. beklagte Tacitus die Ärmlichkeit der Pflanzenwelt im heutigen Deutschland. Die Römer wollten aber auch in ihrer germanischen Provinz gut essen und brachten Gemüse, aber auch Zierpflanzen mit. In den Norden kamen diese durch die Mönche. Sie brachten Zierpflanzen auch in die nördlichen Klostergärten. Madonnenlilien, Rosen und Veilchen standen für die Reinheit Marias, die Tränen um ihren Sohn und für ihre Bescheidenheit.

"Die nächste Pflanzeneinwanderungswelle verdanken wir Christoph Kolumbus", berichtet Karin Wiedemann. Kolumbus entdeckte Amerika mit seinen Schätzen: Gold, Silber und auch wunderbaren Pflanzen, die der Ernährung dienten wie Kartoffeln, Tomaten, Kürbisse, grüne Bohnen und Feuerbohnen. Mit der Kartoffel stellten die Europäer zunächst Experimente an, denn die Spanier hatten das Rezept zur Verwendung der Pflanze nicht mitgebracht. So aß man hierzulande das Kraut und die Beeren des Nachtschattengewächses und vergiftete sich daran. Nur die Knolle ist essbar. Friedrich der Große ließ sie in Preußen auf Befehl anbauen. Die Russen entdeckten schnell, dass man daraus Schnaps brennen konnte - die Geburtsstunde des Wodkas. Paprika, Tomaten, Mais und Zucchini etablierten sich schnell. Hinzu kamen Spinat und Gurken aus Indien.

Bei den Zierpflanzen erregte die Tulpe am meisten Aufsehen. "Sie war in den Gärten des 17. Jahrhunderts eine Sensation", sagt die Expertin. Ihre Heimat sind die Steppen und Trockengebiete Zentralasiens. Händler brachten sie in den Kaukasus. Die Osmanen verehrten sie, und nach Holland kamen sie über Konstantinopel. Dort machte sie Furore bei Blumenliebhabern und Spekulanten, die sehr hohe Preise für die Liliengewächse zahlten. Schließlich gab es mehr Käufer als Verkäufer, die über Tulpen in ihrem Sortiment verfügten.

Im Jahre 1637 kam es zum ersten Börsencrash der Geschichte. Zeitgleich mit dem Tulpenwahn entdeckten Forscher wie John Tradescant d. Ä. und dessen Sohn John die Pflanzenwelt in Nordamerika und den Weiten Russlands. Sie holten Engelwurz, Lärchen, eine Geranium-Art, Wilden Wein, Sumpfzypresse und Rotahorn nach Europa.150 Jahre später brachte der Schotte David Douglas unter anderem Kiefern, Tanne, die Blutjohannisbeere und die Pantherlilie heran. William Lobb (1809-1864) entdeckte in Nordamerika den Riesenlebensbaum, die Prachttanne und den Mammutbaum, die noch heute unsere Parks prägen.

Die Auswahl an Pflanzen ist bereits heutzutage beachtlich, aber: "Die Suche nach unbekannten Pflanzen ist nicht zu Ende. Sie richtet sich heute auf die Inhaltsstoffe. Die tropischen Urwälder haben ungeahnte Schätze an Pflanzen, deren Wirkstoffe Krankheiten heilen können wie einst das Mädesüß und die Weidenbaumrinde", sagt Karin Wiedemann. Nicht nur aus diesem Grunde gelte es, die Urwälder zu behüten.