Gymnasium: Nachwuchspolitiker zu Gast

"Krieg in Europa?" stand in dicken, schwarzen Buchstaben auf der Titelseite einer Tageszeitung, die Dr. Konrad Watrin, Lehrer am Gymnasium, am Dienstagvormittag zu Beginn der Podiumsdiskussion hochhielt. Über die Krim-Krise, ihre Folgen und die Zukunft Europas diskutierten mehr als 60 Schüler im Forum des Gymnasiums Europaschule an der Buschkoppel mit jungen Politikern aus Schleswig-Holstein.

"Krieg in Europa, das ist eine Perspektive, die wir uns vor Kurzem noch nicht vorstellen konnten", sagt Watrin angesichts der Ukraine-Krise und zitiert Helmut Kohl: "Europa ist eine Frage von Krieg und Frieden." Friederike Driftmann (22), stellvertretende Pinneberger CDU-Kreisvorsitzende und Mitglied der Jungen Union (JU), pflichtet ihm sofort bei: "Europa ist ein Friedensprojekt, das ständig weitergeführt werden muss." Die Tochter von Professor Hans-Heinrich Driftmann, Gesellschafter der Kölln-Flocken-Werke in Elmshorn, schwenkt aber schnell zur Wirtschaft über. "Wir können als Europa nur erfolgreich sein, wenn wir auch als Binnenmarkt stark sind", sagt sie.

Europa sei aber nicht nur eine Wirtschaftsgemeinschaft, sondern auch ein "Lebensgefühl" mit einer gemeinsamen Kultur und Geschichte. Dennys Bornhöft (27), der Landesvorsitzende der Jungen Liberalen aus Kiel, hat eine weitreichende Vision: "Ich möchte einmal in einem europäischen Bundesstaat leben." Er gibt aber zu, dass dies noch weit weg sei. Europa sei zwar demokratischer geworden, aber das Europa-Parlament müsse mit mehr Rechten ausgestattet werden, so Bornhöft. Auch Malte Krüger, Schatzmeister im Landesvorstand der Grünen Jugend in Schleswig-Holstein, ist für ein stärkeres europäisches Parlament. "Es spielt in der europäischen Außen- und Sicherheitspolitik fast gar keine Rolle", kritisiert er. Immo Braune (23), Vorsitzender des Kreisverbandes der Jungsozialisten (Jusos) im Herzogtum Lauenburg, warb für ein solidarischeres Europa und das Ende der Sparpolitik.

Die nur wenige Jahre jüngeren Schüler verfolgten die Statements, wollten dann von den Jung-Politikern jedoch vor allem mehr über die Schuldenkrise und die Vorratsdatenspeicherung wissen. Aber auch der Wegfall der Drei-Prozent-Hürde bei der Europawahl, der Splitterparteien begünstigt und zu einem Rechtsruck im Europaparlament führen könnte, interessierte die Schüler.