Bürgermeister-Wahlkampf: Stadtrundgang mit 40 Bürgern

Christian Carstensen, Bürgermeisterkandidat von SPD und FPD, hat schon hinter sich, was einige seiner Mitbewerber noch vorhaben: einen Stadtrundgang. Mehr als 40 Bürger begleiteten den 41-Jährigen gestern bei seiner Tour durch die Innenstadt. Eigentlich sollte der ehemalige Stadtarchivar Dr. William Boehart die historischen Fakten beisteuern, doch Carstensen musste den Pensionär entschuldigen: Wegen einer schweren Erkrankung seiner Mutter ist Boehart in die USA geflogen.

Seinen Part übernahm ein Genosse: Reinhard Wiese ist SPD-Stadtverordneter, aber auch seit vielen Jahren Vorsitzender des Heimatbund und Geschichtsvereins. Vom Ritter-Wulf-Platz, der "Keimzelle" der Stadt, ging es durch die Lauenburger und Seestern-Pauly-Straße ins Villenviertel und über den Jungfernstieg zurück an den Ritter-Wulf-Platz. Der hätte auch "Europaplatz" heißen können und mit einer Hochhaussiedlung à la Mümmelmannsberg bebaut sein können, berichtete Wiese von Stadtbauprojekten der 1960er- und 70er-Jahre. "Wir standen damals schon in Kaufverhandlungen für eine Eigentumswohnung", erinnerte sich Teilnehmer Klaus Kamm.

Während sich die meisten Teilnehmer angeregt über Häuser und deren ehemalige Bewohner unterhielten, versuchte Carstensen immer wieder, seine Vision einer Stadt Schwarzenbek mit ihm als Bürgermeister zu vermitteln. Klar ist: Für den SPD/FDP-Kandidaten wurden in der jüngsten Vergangenheit falsche Prioritäten gesetzt. Sowohl den Verkauf von Markt 6 und 8 als auch den Leerstand der Realschule sieht Carstensen kritisch. Das gilt auch für den Stand der Ortsumgehung - "Hier wurden die Kontakte nach Kiel wohl nicht so intensiv malträtiert" - und den Lärmschutz an der Bahnlinie.

Carstensen, der als SPD-Bundestagsabgeordneter die Güterumgehungsbahn Nord in Hamburg begleitete, setzt weniger auf Lärmschutzwälle, sondern auf leisere Bremsen und eine Optimierung der Verbindung zwischen Rad und Schiene durch ein sogenanntes überwachtes Gleis. Auch den Bahnhofsvorplatz möchte der Kandidat im Falle seiner Wahl umgestalten: "Für Gäste wie auch für Pendler ist es das erste, was sie von der Stadt sehen."

Eine Verlegung der Park&Ride-Plätze auf die nördliche Bahnhofsseite würde den Platz dafür schaffen und zudem den Parkplatz-Suchverkehr einschränken. Es brauche nicht immer viel Geld, um Ideen umzusetzen, erklärte der Kandidat, ließ aber offen, wie er eine Verlegung der Parkplätze bezahlen will. Möglicherweise durch Parkgebühren. Die kann sich Carstensen nicht für den gesamten Stadtbereich, wohl aber am Bahnhof vorstellen: "Dort stehen diejenigen Pendler, die von außerhalb kommen."