1. April 1959: Vor 55 Jahren hat Hans-Joachim Delfs seinen ersten Job angetreten und er arbeitet immer noch

Das ist kein April-Scherz: Am 1. April 1959 hat der Schwarzenbeker Hans-Joachim Delfs bei der traditionsreichen Maschinenbaufirma Bran + Luebbe seine Lehre als Industriekaufmann angetreten und ist jetzt seit genau 55 Jahren im Berufsleben. Die Episode mit dem Maschinenbau ist zwar längst Geschichte, aber an ein Rentnerdasein denkt der 73-Jährige noch lange nicht. "So lange meine Arbeit anerkannt wird und mir Spaß macht, mache ich weiter. Ich habe kein Verständnis für Menschen, die einfach nur deshalb aus dem Job ausscheiden, weil sie das Rentenalter erreicht haben", sagt der Sicherheitsexperte, der für mehr als vier Jahrzehnte Schwarzenbeks Kommunalpolitik wesentlich mitprägte.

"Als ich meine Lehre anfing, stellte die Firma Wasseraufbereitungsanlagen her, die unter anderem auch in Afrika verkauft wurden. Ich liebäugelte mit einem Auslandseinsatz, dem hätte die Firma auch zugestimmt", erinnert sich Delfs. Doch dann kam die Bundeswehr. Das Kreiswehrersatzamt hatte Sorge, dass der junge Mann nicht zurückkommen würde. Deshalb unterbrach er seine Lehre, um Wehrdienst zu leisten und wollte dann im Anschluss eigentlich für Bran + Luebbe ins Ausland.

Es kam aber anders. "Ich war damals Leichtathlet und Handballer, und die Bundeswehr machte mir ein gutes Angebot", so Delfs, der dann erst Zeit- und später Berufssoldat wurde. Er konnte sich zum Sportleiter für den Standort Hamburg fortbilden, diente in einem Panzerbataillon und wurde Fernmelder. Außerdem konnte er seinen Wunsch wahr machen, Kaufmann zu werden. Bei der Bundeswehr studierte der heute 73-Jährige, der 1969 mit dem Panzerbataillon 164 nach Schwarzenbek kam, Betriebswirtschaft.

Es folgten unterschiedliche Verwendungen, bei denen sich der Schwarzenbeker immer mehr zum Sicherheitsexperten für Spionage- und Sabotage-Abwehr mauserte. Und dann kam die Wende. "Ich wollte immer Deutschland und die Demokratie verteidigen. Das war nach 1989 nicht mehr notwendig. Deshalb suchte ich eine neue Herausforderung", so Delfs. 1992 schied er vorzeitig mit 52 Jahren aus der Bundeswehr aus und ging in den Aufbau Ost. Bis 1998 arbeitete er in Schwerin und baute dort den Verfassungsschutz mit auf.

Doch dann kam der Einzug der SED-Nachfolgepartei PDS in den Schweriner Landtag. "Unter diesen Leuten wollte ich nicht arbeiten. Deshalb habe ich erneut einen Neuanfang gewagt", so der Schwarzenbeker. Er wechselte quasi die Seiten und ging in die Privatwirtschaft. Beim Verband für Sicherheit in Hamburg wurde er Geschäftsführer und beriet die angeschlossenen Firmen, wie sie sich vor Industriespionage schützen und Daten und Telefongespräche sichern können. Dort ist er heute noch: Zwar nicht mehr als Geschäftsführer sondern als Berater - aber ans Aufhören denkt Hans-Joachim Delfs noch lange nicht.