“Alters-los“: Reporterin probt das Altern im Selbstversuch

Die steifen Ellenbogen schmerzen, in den Fingerspitzen ist kein Feingefühl, ich höre und sehe schlecht. Mit schweren Beinen schlurfe ich zum Tisch, um mir eine Tasse Tee einzugießen. Es klappt nicht. Denn ich bin plötzlich 80 Jahre alt.

Für den Selbstversuch, den jeder in der Ausstellung "alters-los" machen kann, zog mir Kirsten Sonnenburg Protektoren aus Plastik über die Ellenbogen und Gewichte über die Gelenke. Feste Handschuhe schränken die Fingerfertigkeit ein, eine Spezialbrille mindert die Sehkraft und die Ohrschützer das Hörvermögen. Ich schaffe es kaum, die Thermoskanne aufzuschrauben. Eingießen kann ich den Tee nicht.

"Dieser kleine Versuch soll jungen Menschen einen Einblick in die Einschränkungen im Alter geben, damit sie mehr Verständnis haben", sagt Kirsten Sonnenburg. Sie leitet im Kirchenkreis Hamburg Ost den Bereich "Leben im Alter" und konzipierte zusammen mit ihrer Kollegin Martha Zinn die Ausstellung, die in der St. Franziskus-Kirche zu sehen ist. Die informative Schau wandert seit Anfang 2012 durch Schleswig-Holstein.

Die Schau will aufräumen mit Vorurteilen und Tabus des Altwerdens, denn das Alter ist zwar wissenschaftlich gut erforscht, aber in unserer Gesellschaft nicht gewollt. Viele Menschen wollen deshalb möglichst lange jung bleiben, sich von Alten abgrenzen.

Auf 22 Tafeln werden verschiedene Themen angesprochen von Wohnen, Lernen und Lieben bis zum Sterben. Die Ausstellung ist mittwochs und sonnabends von 9 bis 12 Uhr in der St. Franziskus-Kirche geöffnet. Eine öffentliche Führung gibt es am Donnerstag, 3. April, von 9 bis 12 Uhr im Rahmen der Reihe "BeWEGte Jahre". Geplant ist auch eine Schreibwerkstatt am 11. April von 15 bis 18 Uhr über das Thema "Mit 70 hat man noch Träume". Anmeldungen für Führung und Schreibwerkstatt im Kirchenbüro, Markt 5b, Telefon (0 41 51) 8 92 30.