Spiritualität: Schicksal bringt Schwarzenbeker zum Wandern

Direkt vom Krögers Kamp in Schwarzenbek bis nach Santiago de Compostela in Galicien wandern: Das wäre noch einmal ein Traum von Bernd Münchow. Rund 2400 Kilometer müsste der Mann dabei "auf Schusters Rappen" zurücklegen - eine Leistung, die dem pensionierten Bundespolizisten durchaus zuzutrauen ist. Nur dessen Ehefrau dürfte dabei nicht mitspielen. "Pilgertouren, die länger als drei Wochen dauern, hat sie mir verboten", erzählt der 67-Jährige schmunzelnd.

Santiago de Compostela ist der Endpunkt des weltberühmten Jakobswegs, der auf mehreren Routen durch Europa führt. Münchow kennt sie alle und ist mittlerweile Experte für Pilgertouren. Seit dem Jahr 2001 hat er den Wallfahrtsort am Ende des Jakobswegs auf fünf unterschiedlichen Routen von 300 bis 1200 Kilometer Länge besucht. Bis zu sechs Wochen war er dabei unterwegs und ist dem Symbol der Muschel, das Pilger an Hauswänden und auf Schildern in die richtige Richtung führt, gefolgt.

Der Schwarzenbeker hat um die Jahrtausendwende eine Krebserkrankung überlebt. "Ich war einfach nur dankbar. Da erinnerte ich mich an eine gemeinsame Reise mit Dr. Frank Gerken durch Spanien. Wir sahen die schwitzenden Pilger unter der gleißenden Sonne", erzählt Münchow. Damals dachte er: "Was für Idioten." Dann ging er aus Dankbarkeit selbst den Weg von den Pyrenäen bis nach Galicien. "Mein Sohn Götz war dabei. Alleine war ich nach den Therapien noch zu schwach. Wir sind uns in den sechs Wochen sehr nahe gekommen. Und die Tour hat meinen Glauben gefestigt", berichtet der Schwarzenbeker.

2005 ging er in den Ruhestand, in seiner Familie gab es eine weitere glücklich überstandene Krebserkrankung. Erneut aus Dankbarkeit machte sich Münchow wieder auf den Weg -gemeinsam mit einem langjährigen Kollegen. Wieder waren sie sechs Wochen unterwegs, entschieden sich aber für den Weg an der spanischen Nordküste entlang mit Startpunkt Irun.

Weitere Touren folgten 2009, 2011 und 2012. Auf der Strecke von Sevilla nach Santiago ging er noch 90 Kilometer weiter nach Fisterra an der westlichen Spitze Spaniens. "Die Pilger glaubten früher, hier sei das Ende der Welt. Sie warfen ihre Wanderstöcke ins Meer und gingen wieder nach Hause", berichtet Münchow.

Die Ruhe, die Selbsterfahrung, was man leisten kann und das aktive Umwelterlebnis sind für ihn Triebfedern für das Pilgern. Doch mittlerweile gibt es immer mehr Touristen, die nur Teilstücke wandern, und das Urtümliche mit den einfachen Herbergen am Wegesrand ist Geschichte. In Spitzenzeiten kommen heute bis zu 190 000 Pilger pro Jahr nach Santiago de Compostela.