Verkehrschaos: In der Europastadt existieren vier signifikante Unfallschwerpunkte an Radwegen

Es ist zur Mittagszeit eine häufige Szenerie: Zahlreiche Jugendliche Radfahrer warten an der Einmündung der Berliner Straße in die Lauenburger Straße an der Ampel. Sobald das Signal auf Grün wechselt, beginnt das Chaos. Fahrradfahrer treten mühsam an, um in Schwung zu kommen, andere nutzen ihre Geschwindigkeit aus der abschüssigen Berliner Straße, um sich zur Compestraße am alten Markt durchzudrängeln. Dazwischen suchen Fußgänger ihren Weg. "Man muss sich schon durchschlängeln", sagt die 17-jährige Janina. Die Gymnasiastin ist auf dem Heimweg von der Schule. So wie zahlreiche Mitschüler auch.

Ein Grund für das Durcheinander ist die Aufhebung der Trennung von Rad- und Fußgängerweg. Seit Herbst 2012 steht es Radfahrern frei, ob sie den ehemaligen Fahrradweg oder die Straße benutzen. Allerdings teilen sich Radler und Fußgänger nun dieselben Wege. Nur entlang der Bundes- und Landesstraßen wurde die Trennung beibehalten.

Ein zweiter Grund: "Immer wenn die Schule aus ist, kommt ein Schwung Schüler auf Fahrrädern", sagt Susanne Jacobs. Allgemein sieht die 45-jährige Schwarzenbekerin das Verkehrschaos "nicht als Problem an", auch wenn sie selber zu Fuß in der Innenstadt unterwegs ist. Sie meide einfach bestimmte Orte zu den Stoßzeiten. Außerdem: "Jeder soll erst einmal sein eigenes Verhalten auf dem Fahrrad überprüfen." Nicht ganz so unkritisch sieht Elke Schnee den Fahrradpulk zur Mittagszeit: "Nach Schulschluss fahren hier einige wie der Henker". Besonders ältere Mitbürger, die langsamer reagieren, seien oft überrascht von der Fahrweise der Jugendlichen. "Rücksichtnahme muss man lernen", so ihr Rat.

Auch in der Unterführung von der Compestraße Richtung Möllner Straße ist Rücksicht gefragt. Der Weg unter den Schienen hindurch ist strikt getrennt. Fahrräder links, Passanten rechts. "Aufgrund des Gegenverkehrs sollten hier alle Verkehrsteilnehmer Rücksicht aufeinander nehmen", sagt Hans-Jürgen Stribrny, Leiter des Ordnungsamts Schwarzenbek. Doch Rainer Mucha sieht in der herrschenden Trennung ein Problem. "In der Mitte der Unterführung mündet der Grandstieg ein", so der Leiter der Radsportabteilung des TSV Schwarzenbek. Der Grandstieg ist ein Fußweg, Radfahrer müssen absteigen und schieben. "Durch die existierende Trennung müssen die Spaziergänger erst einmal den Fahrradweg kreuzen, bevor sie auf den Fußweg kommen", so Mucha.

Der Polizei Schwarzenbek ist diese Tunnelstelle wie auch die Ampel an der Ecke Berliner Straße als zwei von vier Unfallschwerpunkten mit Radlern bekannt. Weitere Unfallhäufungen mit Fahrrädern gibt es an den beiden Verbindungen zur Buschkoppel von der Kerntangente sowie von der Fritz-Reuter-Straße aus. Der Beamte Birger Moischewitz von der Fahrrad-Einsatzgruppe nennt an beiden signifikanten Orten häufig nicht angepasstes Tempo als Unfallursache. "Zum einen stehen die Schüler wohl unter Zeitdruck. Zum anderen bekommen Radfahrer gerade in der Unterführung zur Möllner Straße mächtig Geschwindigkeit. Da kommt es dann zu Zusammenstößen." Wobei die Beamten dennoch keinen schweren Unfall erinnern.

Trotzdem sollten Radfahrer bedenken, dass viele Senioren die Unterführung nutzen, meint Mucha. Und der Radwanderer hat ein weiteres Anliegen: "Bei den Treppen am Bahnhof fehlen Metallschienen, die es ermöglichen, das Fahrrad hinauf zu schieben." Bisher müssten die Räder getragen werden.