Ausländer: Sadek Ulutürk will doppelte Staatsbürgerschaft

Im Bundesrat ist es eine heiß diskutierte Initiative. Die Bundesländer Rheinland-Pfalz, Schleswig Holstein und Baden-Württemberg fordern, dass Nachfahren ausländischer Eltern zwei Pässe besitzen dürfen, so sie denn in Deutschland geboren sind. Ein Vorstoß, mit dem die bisher gültige Optionsregel außer Kraft gesetzt werden soll. Schleswig-Holsteins Beauftragter für Flüchtlings-, Asyl- und Zuwanderungsfragen Stefan Schmidt aus Kiel hat dazu eine glasklare Meinung: "Die bisherige Regelung ist zu bürokratisch. Wer in unserem Land geboren ist, ist Deutscher. Fertig!"

Die Initiative sieht auch eine Übergangsregelung vor, wonach Personen, die sich wegen des Optionsverfahrens zwischen zwei Pässen entscheiden mussten, den zuvor abgegebenen zurück erhalten können.

Sadek Ulutürk ist ein Verfechter der doppelten Staatsbürgerschaft, ordnet der Umsetzung dieses Projekts alles unter. Der 66- Jährige lebt seit 45 Jahren in Deutschland, davon seit 35 Jahren in Schwarzenbek. Er studierte und arbeitete erfolgreich in Deutschland - beispielsweise als Ingenieur bei Airbus - und hat mit seiner deutschen Frau drei Kinder, Seit nun einem Jahr ist er im Ruhestand.

Als Ulutürk nach Deutschland kam, zögerte er nicht. Er wollte schnell Voraussetzungen für seine Integration schaffen, besuchte Deutsch-Kurse in der Abendschule. Allerdings besitzt er bis heute nur einen Pass - den türkischen. "Deutschland ist, so weit ich mich erinnern kann, ein Einwanderungsland. Dementsprechend müssten die Gesetze angepasst werden", so Ulutürk. "Die meisten Ausländer haben die gleichen Pflichten wie Einheimisch, müssen zum Beispiel Steuern zahlen. Sie haben aber nicht die gleichen Rechte, dürfen nicht Landesparlamente oder den Bundestag wählen." Einwanderer würden aus seiner Sicht nur als "Arbeitskraft, nicht aber als Mensch" gesehen.

In einem Grundlagenahpier hat der Vorsitzende des Ausländerbeirats nun "Zehn zentrale Forderungen für erfolgreiche Integration" benannt. Darin enthalten sind solche Punkte wie "Internationale Qualifikationen anerkennen", "Einbürgerung vereinfachen" oder "Mehr Menschen mit Migrationshintergrund in die Verwaltung" - Kern des Papiers ist aber Punkt 5: "Doppelte Staatsbürgerschaft akzeptieren". Ulutürk: "Jede Gesellschaft müsste doppelte Staatsbürger als Gewinn betrachten." Ob in Industrie und Wirtschaft, bei den Lebensgewohnheiten oder einfach der Esskultur.

Viele europäische Staaten wie Dänemark oder die Niederlande sind in Sachen doppelte Staatsbürgerschaft viel unkomplizierter. Noch weiter geht Frankreich: Hier gilt auch das "Recht des Bodens": Nicht nur Kinder französischer Eltern, auch im Land geborene Kinder ausländischer Eltern haben das Anrecht auf die französische Staatsbürgerschaft.

Ulutürk dachte in seinen letzten Arbeitsjahren darüber nach, Deutschland zu verlassen. Den Gedanken verwarf er jedoch schnell - schließlich hat er in Schwarzenbek eine Familie. Stattdessen gelte es, wie er sagt, den "Kampf gegen die konservativen Kräfte" zu forcieren und nach Unterstützern für seine Initiative zur doppelten Staatsbürgerschaft zu suchen. Einige hat er schon gefunden: die Alevitische Gemeinde Geesthacht, die Arbeiterwohlfahrt sowie den Kreisjugendring mit Sitz in Mölln.

Unterstützt von den Aleviten und der Awo plant Ulutürk, 10 000 DIN-A3-Plakate mit seinen Forderungen zu drucken. Und Ulutürk sucht weitere Unternehmen, Vereine, Verbände, Privatpersonen, um, wie er sagt, "die Politik unter Druck zu setzen".

Einen weiteren Fürsprecher könnte er im Zuwanderungsbeauftragten der Landesregierung Schmidt gefunden haben. Er sagt: "Wir brauchen Zuwanderung, freuen uns über jeden, der hier geboren wird, hier bleibt und Deutscher ist. Ich kann nichts Negatives daran feststellen."

Wer sich Ulutürks Vorstoß anschließen möchte, kann mit ihm über ulutuerk@gmx.de Kontakt aufnehmen.