Führungskrise: Niemand will den Vorsitz übernehmen

"Es ist hart, diesen Satz sagen zu müssen: Nach 48 Jahren wird es diesen Ortsverband nicht mehr geben". Sylvia Dieckhoff, die Landesvorsitzende des DHB Netzwerk Haushalt, die auch dem Geschäftsführenden Präsidium des Bundesverbandes angehört, hatte in der Jahreshauptversammlung vergeblich mit eindringlichen Worten an die 48 anwesenden Mitglieder appelliert, damit der vakante Posten der Vorsitzenden neu besetzt werden kann - vergeblich.

Die bisherige Vorsitzende Doris Baumbach hatte sich aus gesundheitlichen Gründen nicht zur Wiederwahl gestellt. Die 74-Jährige hatte gemeinsam mit den ehemaligen Vorsitzenden Gudrun Gerigk, Renate Meyer und Sylvia Dieckhoff in vielen Gesprächen mit Mitgliedern eine Nachfolgerin gesucht. Dieckhoff hatte auch einen "Brandbrief" an die 109 Mitglieder geschrieben und sie gebeten, nach Lösungen für den Vorsitz zu suchen. Sie schlug ein Team von zwei gleichberechtigten Vorsitzenden vor, damit die Arbeit auf mehrere Schultern verteilt werden kann.

Genutzt hat dieses zähe Ringen nicht. Nach zweieinhalb Stunden verkündete Dieckhoff das Aus für den Ortsverband. In vier Wochen werden die Mitglieder nun eingeladen zur außerordentlichen Mitgliederversammlung, auf der die Auflösung auf der Tagesordnung steht. 1966 war der Ortsverband gegründet worden. In seinem "Club junger Hausfrauen" ging es darum, von der Haushaltsführung bis zur Kindererziehung von Fachleuten und voneinander zu lernen.

Viele der Gründungsmitglieder sind dem Ortsverband treu geblieben, es kamen aber kaum junge dazu. In den letzten zehn Jahren schrumpfte der Verband deshalb um 100 Mitglieder. Daran änderte auch die Neuausrichtung des ehemaligen Hausfrauenbundes nichts. Im Jahre 2009 hatte sich der Verband einen neuen Namen gegeben und thematisch neu aufgestellt: DHB Netzwerk Haushalt.

Die DHB-Landesvorsitzende Dieckhoff ist entsetzt über die anstehende Auflösung des Ortsvereins. "Wir wollen weiterhin Alltagskompetenz vermitteln. Das ist notwendig", sagte sie. Viele Familien hätten oft nur wenige Kenntnisse in Haushaltsführung. Als Folge davon seien sie auf staatliche Hilfen angewiesen oder gingen in Privatinsolvenz. Einen winzigen Hoffnungsschimmer für den Erhalt des Ortsverbandes gibt es noch, wenn sich bis zur außerordentlichen Mitgliederversammlung doch noch jemand findet, der den Vorsitz übernimmt. Dies gilt aber als unwahrscheinlich.