Blaue Weihnachtsmänner: Väterverein gründet eine Selbsthilfegruppe in Schwarzenbek

Die Blauen Weihnachtsmänner kommen mitten im Frühling: Am morgigen Mittwoch trifft sich erstmals um 19 Uhr in den Räumen der Brücke-SH, Lauenburger Straße 39 a, eine neue Selbsthilfegruppe für Väter, die im Streit um das Sorgerecht unterlegen sind. Initiiert wird das Treffen vom Verein "Blauer-Weihnachtsmann.org".

Vereinsgeschäftsführer Detlef Naumann (53) und Ralf Kalms (49) hatten im vergangenen Dezember in blauen Kostümen vor dem Schwarzenbeker Amtsgericht gegen die ihrer Meinung nach "schreiende Ungerechtigkeit" protestiert (wir berichteten): Beide Väter sehen ihre Kinder nur noch selten oder gar nicht mehr, nachdem Familiengerichte der jeweiligen Ex-Frau das Sorgerecht zugesprochen hatten. Sie kritisieren, dass vor Gericht Frauen einseitig bevorzugt werden und schrecken in ihrem öffentlichen Protest auch vor Mahnwachen vor Wohnungen und Büros von Gutachtern oder Richtern nicht zurück.

Darum soll es in den Sitzungen der Selbsthilfegruppe jedoch nicht gehen. Darauf weist Naumann explizit hin, verteidigt aber auch diese Form von Protest. "Wir müssen doch Ross und Reiter benennen. Wenn man auf diesem Sektor als Experte Schindluder betreibt, geht das im Rechtsstaat nicht." Mahnwachen hätten den "Tenor, die Gerichte zu ermahnen, nicht weiter die Grundrechte des Menschen zu verletzen." Renate Schächinger von Kibis, die mehr als 150 Selbsthilfegruppen im Kreisgebiet koordiniert, hat der Väter-Organisation bei der Raumsuche geholfen. Für sie ist klar: "Selbsthilfegruppen dürfen ganz viel. Wir unterstützen aber keine politische Agitation oder Aufrufe zur Gewalt."

Wie die morgige erste Sitzung ablaufen wird, sei im Vorfeld kaum absehbar, erklärt Naumann: "Wenn wir sieben, acht Betroffene im Raum haben, dann können wir sicher nicht so in die Eins-zu-Eins-Beratung einsteigen." Zunächst sollen die Gäste in einer Vorstellungsrunde ihre Probleme erläutern, die anderen hören zu und können gegebenenfalls aus ihrem Erfahrungsspektrum schon Hilfestellung leisten. Naumann: "Im Endeffekt sagen wir aber den Vätern immer, dass sie die Entscheidung treffen und sorgsam überlegen müssen, was sie machen."

Zum ersten Besuch sollten die Teilnehmer aktuelle Unterlagen wie zum Beispiel Briefe, Vereinbarungen, Gesprächsprotokolle oder Richterbeschlüsse mitbringen. "Das ist wichtig, weil viele Betroffene die Schreiben mit Beschlüssen und Betreuungsrichtlinien nicht richtig wiedergeben können." Wer mehr über den Verein, der auch die Interessen von betroffenen Müttern vertritt, erfahren möchte, schreibt eine E-Mail an: schwarzenbek@blauer-weihnachtsmann.org.