Bürgermeisterwahl: Mehr als 200 Bürger kommen zur Vorstellungsrunde in die Alte Meierei

Für die erste öffentliche Runde mit allen vier Bewerbern um das Bürgermeisteramt hatte die Freie Wählergemeinschaft (FWS) den Saal der Alten Meierei gebucht. Doch das Interesse der Schwarzenbeker war am Freitagabend noch größer als gedacht: Einige der mehr als 200 Besucher verfolgten die rund zweistündige Veranstaltung sogar im Stehen, weil alle Stühle besetzt waren.

Das Prozedere hatte die FWS zuvor festgelegt: Die Kandidaten wurden jeweils einzeln hereingeführt, hatten dann 25 Minuten Zeit für ihren Vortrag und um Fragen zu beantworten. Sichtlich beeindruckt von dieser Kulisse ist Heike Wladow (58), die als erste den Saal betritt. Die CDU-Fraktionsvorsitzende arbeitet ihr Manuskript Punkt für Punkt ab. Als Bürgermeisterin will sie für "ein freundliches Rathaus" und bürgerfreundliche Öffnungszeiten sorgen. Und sie will die Verwaltungskosten senken: "Wir müssen sehr genau schauen, wie das sozialverträglich möglich ist". Die Schaffung von Kita-Plätzen sieht sie als Hauptaufgabe, will auch die Hebesätze der Gewerbesteuer wieder senken.

Im Vergleich zur nüchtern und trocken vortragenden Wladow tritt Christian Carstensen (40) ganz anders auf: Wie ein Entertainer stellt sich der Ex-Bundestagsabgeordnete, der für SPD und FDP antritt, mit dem Mikro in der Hand neben das Rednerpult und richtet eine Botschaft ans Publikum: "Ich bin der festen Überzeugung, dass alle, die als Bürgermeisterkandidat antreten, dazu beitragen werden, dass Sie die Skepsis vor dem politischen System verlieren". Carstensen spielt auf die geringe Wahlbeteiligung bei der Kommunalwahl 2013 an. Ob bei Kita-Planung, Zukunftswerkstatt oder Umgehungsstraßen - er vermisse Ergebnisse. Die Verantwortung dafür sieht er jedoch eher bei der Verwaltung als bei den Politikern und verspricht diesen, als Amtsinhaber ausführlichere Vorlagen zu liefern. Kurz ins Stocken gerät der routinierte Redner, als ihn Zuhörerin Sarah Rutzen (19) fragt, warum er ausgerechnet in Schwarzenbek Bürgermeister werden will: "Das klingt ganz gut, aber auch ziemlich generell. Das könnten sie auch in jeder anderen Stadt sagen." Er kenne Schwarzenbek, habe sich die Stadt jetzt noch genauer angeschaut und sei überzeugt, etwas bewegen zu können, lautet Carstensens Antwort.

Mit einem ausgefeilten Manuskript tritt Jan Piossek (40) als dritter Bewerber ans Rednerpult. Der Schwarzenbeker Elektrotechniker ist bisher nicht in der Kommunalpolitik aktiv, will nun Bürgermeister werden. Sein Rezept: mehr Kreisverkehre, besserer Branchenmix für Innenstadt und Gewerbeansiedlung. Sein Fazit zur aktuellen Situation in der Politik: "Da ist zu viel Kleinklein, weil Leute sich profilieren wollen. Wenn Bürgermeister und Stadtvertretung aber nicht zusammenarbeiten, regiert das Chaos."

Kämmerin Ute Borchers-Seelig (53) beginnt ihren Vortrag mit einer Charme-Offensive: Am Morgen auf der Fahrt zur Arbeit den Turm der St.-Franziskus-Kirche zu sehen, sei einer der schönsten Augenblicke. Sie lebt noch in Stelle in Niedersachsen, ist jedoch auf der Suche nach einem Haus in Schwarzenbek. Auch sie will Bürgersprechstunden einführen, Verwaltungsstrukturen ändern und Gewerbe ansiedeln. Lob kommt von ihr fürs Ehrenamt: "Schwarzenbek ist eine lebendige Stadt - das möchte ich unterstützen." Die Entschuldung der Stadt ist ihr Hauptthema, sie sagt aber auch: "Sparen bedeutet nicht, keine Handlungsoptionen zu haben."

Ob die FWS einen der Kandidaten unterstützen wird, entscheiden die Mitglieder am kommenden Freitag in nicht-öffentlicher Sitzung. Gewählt wird am Sonntag, 25.Mai. Am 7. April endet die Bewerbungsfrist. Zwei weitere öffentliche Diskussionsrunden mit den Kandidaten wird es am 5. und 9. Mai im Festsaal des Rathauses geben.