Kollow (cus). Mit beinahe schon kriminalistischem Spürsinn hat Lothar Weihmann, bis zu seiner Pensionierung als Gülzower Pastor auch für Kollow zuständig, dem Leben Richard de Bruyckers (1885-1948) nachgespürt.

Ein stimmungsvolles Bild der Gülzower Kirche aus dem Jahr 1936 war der Ausgangspunkt der Suche: De Bruycker hatte es 1936 im Auftrag der Gemeinde Gülzow als Hochzeitsgeschenk für den Gutsbesitzer Dietrich Fischer gemalt.

Damals lebte der Künstler bereits seit drei Jahren in Kollow: Über seinen Schwager, der dort eine Jagd gepachtet hatte, war der passionierte Jäger in das Dorf gekommen: "Fortan betreibt er beides mit großer Hingabe und Leidenschaft, am Tag die Malerei, in der Nacht die Jagd", sagt sein Neffe Gondrand de Bruycker, den Weihmann im niedersächsischen Schneverdingen ausfindig macht.

De Bruycker entstammt einer Malerdynastie: Vater Heinrich de Bruycker (1858-1950) ist vor allem vor 1914 ein gefragter Maler mit Motiven aus Hamburg und der Lüneburger Heide. Vier der elf Kinder treten in seine Fußstapfen. Richard zerstreitet sich jedoch mit seinem Vater. 1947 wechselt der bereits an Rheuma leidende Maler in die DDR über: In Falkenhain im Spreewald besaß er eine Jagdhütte, dort begeht er am 18. April 1948 Selbstmord.

Weihmann hat akribisch alle Spuren zusammengetragen, Augenzeugen und ehemalige Besitzer von de Bruycker-Bildern zu Wort kommen lassen und sogar ein kleines Werkverzeichnis erstellt - nachzulesen in der Kollower Dorfchronik, die im September 2013 erschienen ist (wir berichteten). Großes Lob für Weihmanns Arbeit kommt von Gondrand de Bruycker: "Ich habe es sehr bedauert, meinen Onkel nie kennengelernt zu haben, aber nun kann ich mir ein noch besseres Bild machen." Als Dank für die Zusendung der Chronik hat nun auch der Pastor einen echten "de Bruycker" an der Wand hängen - allerdings nicht von Richard, sondern dessen Bruder Berthold.