Prozessauftakt: Schwarzenbeker soll versucht haben, schwangere Ex-Freundin am Reihersee zu töten

Der 31. August 2013 war ein sonniger Samstag, wie geschaffen für einen Ausflug. Nichts ahnend war Nicole S. in den schwarzen Golf von Max D. gestiegen. Den damals 22 Jahre alten Schwarzenbeker hatte sie im März kennengelernt, kurz darauf waren sie im Bett gelandet. Eine Affäre nicht ohne Folgen: Die junge Frau aus der Nähe von Lüneburg war zu diesem Zeitpunkt im sechsten Monat schwanger.

Mit dem möglichen Kindesvater war sie schon länger nicht mehr zusammen. Das Gespräch beim Spaziergang am Reihersee verlief laut Aussage von St. zwar stockend, aber in keiner Weise aggressiv. Dass D. dieses Kind auf gar keinen Fall wollte, ahnte die junge Frau nicht. Doch am Maschweg lauerte ihnen D.'s Freund Michel T. auf, schlug der Frau mit einem Baseballschläger von hinten auf den Kopf, weitere Schläge trafen danach ihren Körper.

"Heimtücke", "Hinterlist" und "niedrige Beweggründe" wirft die Staatsanwaltschaft Lüneburg dem Duo vor: Wegen "versuchten Mordes in Tateinheit mit versuchtem Schwangerschaftsabbruch und gefährlicher Körperverletzung" müssen sich die beiden jungen Männer, die wenige Tage nach der Tat festgenommen wurden und seitdem in Untersuchungshaft sitzen, seit gestern vor dem Lüneburger Landgericht verantworten. D. erschien im grauen Anzug mit weiß-blau gestreiftem Hemd vor der vierten großen Strafkammer, T. etwas salopper gekleidet, aber nicht minder gepflegt. Zwei Männer, denen man diese Tat eigentlich nicht zutraut.

Über seinen Rechtsanwalt, den Schwarzenbeker Peter Stimper, hatte D. gegenüber Richter Franz Kompisch erklärt, "reinen Tisch" machen zu wollen und seinem Opfer - sowohl die Frau als auch das ungeborene Kind überlebten die Tat - eine Aussage vor Gericht ersparen zu wollen. Doch davon war am gestrigen Vormittag nicht viel übrig geblieben. Zwar konnte der 23-Jährige noch genau die Rückfahrt vom Tatort - nach Bleckede, dann nach Hamburg, zu Freunden nach Lüneburg, wieder nach Bleckede, schließlich nach Schwarzenbek - beschreiben, wenn es aber um Tatmotiv oder Tathergang ging, hatte D. große Gedächtnislücken. "In dem Moment habe ich nicht groß nachgedacht" oder "Darauf habe ich nicht geachtet" waren Standardantworten, auf die Richter Kompisch zunehmend ungehaltener reagierte: "Sie müssen nichts erzählen, wir kriegen es auch so raus."

In der polizeilichen Vernehmung hatten beide die Tat gestanden, und auch vor Gericht gab D. zu, seine Ex-Freundin gewürgt zu haben: Jedoch nur, um sie zum Schweigen zu bringen, als diese um Hilfe rief. Er habe an ihrem Brustkorb gesehen, dass sie danach noch geatmet habe, sagte der Angeklagte, der versuchte, alles zu vermeiden, was auf einen Tötungsvorsatz hindeuten könnte. Es sei darum gegangen, so D., einen gewaltsamen Abbruch der Schwangerschaft herbeizuführen, dann sei "alles irgendwie aus dem Ruder gelaufen".

Der Mitangeklagte Michel T. verzichtete gestern auf eine Aussage, schüttelte bei D.'s Aussagen jedoch mehrfach mit dem Kopf. Dass seine Erinnerung an die Tat eine andere sei, deutete Anwalt Cornelius Diedrich an: Offenbar wusste sein Mandant, selbst Vater eines siebenjährigen Sohns, nichts von der Schwangerschaft der Frau.

Der Prozess wird am 17. Februar mit der Vernehmung des Opfers Nicole S. fortgesetzt. Insgesamt sind zehn Verhandlungstage vorgesehen. Das Urteil soll am 10. April fallen.