Tierrettung: Als Baumkletterer Felix Funke sie fast erreicht hatte, fiel das Tier herab, blieb aber weitgehend unversehrt

Es war ein lautes, klägliches Mauzen, das Katze "Face" von sich gab. Wer sein Auto auf dem rückwärtigen Parkplatz der HypoVereinsbank an der Lauenburger Straße 3 abstellte, konnte das Tier hören. Doch die Katze saß weder auf dem Asphalt, noch im Gebüsch, sondern in der Krone einer fast 18 Meter hohen Ulme.

Gestern alarmierten Mitarbeiter der Bank den Schwarzenbeker Tierschutzverein, nachdem sie vom Besitzer des Tieres erfahren hatten, dass die Katze offenbar schon seit dem vergangenen Freitag auf dem Baum sitzt. Der Mann, der im Obergeschoss des Geschäftshauses wohnt, hatte seitdem vergeblich versucht, das Tier zum Herabklettern zu bewegen. Nachdem er zur Arbeit gefahren war, versuchte gestern Nachmittag noch einmal ein Bekannter, die Katze zu locken: "Face" kletterte auch vorsichtig auf dem schwingenden Ast zurück Richtung Baumstamm, kam kurzzeitig ins Rutschen, maunzte wieder kläglich und kletterte nicht weiter - im Gegenteil: Das Tier ging sogar wieder zu seinem alten Sitzplatz auf einer Astgabel zurück, wo es tage- und nächtelang ausgeharrt hatte.

"Wir würden gerne helfen, aber wir können es nicht", bedauerte Wehrführer Martin Schröder. Die Drehleiter hätte den Baumwipfel zwar spielend erreichen können, jedoch ist die Zufahrt zum Parkplatz überbaut und außerdem zu schmal für das Feuerwehrfahrzeug. Auf den anderen Grundstücken hätte das schwere Fahrzeug auf den Rasenflächen möglicherweise keinen sicheren Stand gehabt, außerdem versperrten Büsche und Wäschepfähle die Zufahrt. "Und über ausgebildete Kletterer verfügen wir nicht", so Schröder. Die Feuerwehr nicht, wohl aber die Baumpflegefirma Hagen aus Sahms. Dierk Möller, Vorsitzender des Tierschutzvereins und selber ein Sahmser, forderte zwei Baumkletterer an: Gegen 16 Uhr machten sich Felix Funke (21) und Matthias Albers (47) bei bereits einbrechender Dunkelheit bereit.

Doch je höher Funke an zwei Seilen gesichert in die Ulme kletterte, desto unruhiger wurde "Face". "Ich hätte den Ast absägen und etwas drunter halten können, um das Tier aufzufangen", ist sich Funke sicher. Doch so weit kam es nicht: Die Katze wich immer weiter auf dem Ast aus, bis sie schließlich aus fast 15 Meter Höhe zu Boden stürzte und dumpf auf dem Rasen aufschlug.

Sofort war Dierk Möller zur Stelle, der gehofft hatte, die am Kopf auffällig gescheckte Katze noch auffangen zu können. Bevor sich das Tier noch besinnen konnte, packte er es mit einem Handtuch. Das war auch gut so, denn die augenscheinlich unversehrte Katze fauchte in Panik ihre Retter an. In einem Transportkäfig brachte Möller die Katze, die sich zunächst einmal im Tierheim erholen soll, zum Tierarzt. Ob das Tier den Sturz wirklich ohne Blessuren überstanden hat, stand bei Redaktionsschluss noch nicht fest.